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Leonardo da Vincis Welterlöser wird künftig in Abu Dhabi zu sehen sein.

Foto: AP/Wigglesworth

Darüber, wer jüngst Leonardo da Vincis Gemälde "Salvator Mundi" für umgerechnet 450,31 Millionen Dollar bei Christie's in New York ersteigerte, kursierten seit Mitte November allerlei Mutmaßungen. Eine Trophäe als Besuchermagnet für den wenige Tage zuvor eröffneten Louvre Abu Dhabi gar?

Leihweise jedenfalls, wie das "Museum der Toleranz" am Mittwoch in einem Tweet verlautbarte. Gesichert ist weiters, dass das teuerste Gemälde spätestens 2019 im Louvre in Paris gastieren wird, wo im Herbst 2019 anlässlich des 500. Todestages des Meisters eine Großausstellung anberaumt ist.

Ein Freund des Kronprinzen

Laut französischen Medienberichten stehen hinter dem spektakulären Kunstankauf zwei Investmentgesellschaften. Deren Geschäftsmodell habe ein Finanzabkommen mit mehreren großen Museen in Asien und dem Nahen Osten vorgesehen, über das "Salvator Mundi" verliehen oder auch weiterverkauft werden sollte.

Laut "New York Times" (6.12.) wird in den Geschäftsunterlagen ein saudischer Prinz aus einem Nebenzweig der Königsfamilie als Käufer geführt: Bader bin Abdullah bin Mohammed bin Farhan al-Saud, dem Vernehmen nach ein Studienkollege, Freund und auch Funktionär des 32-jährigen Kronprinzen Mohammed bin Salman.

Einem Artikel des Wall Street Journals zufolge, habe Prinz Bader das Kunstwerk als Stellvertreter im Auftrag des Kronprinzen erworben, wie aus US-Geheimdienstquellen verlauten soll. Dem widerspricht ein aktueller Bericht von Reuters, laut dem Prinz Bader das Werk für und im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Tourismus des Emirats Abu Dhabi gekauft haben soll.

Due-Diligence-Prüfung

Prinz Bader musste sich, wie in der Auktionsbranche und vor allem in dieser Preisklasse üblich, im Vorfeld der Versteigerung einer Due-Diligence-Prüfung unterziehen. Er sei "nur einer von 5000 Prinzen" des saudischen Königsreichs, zitierte die "New York Times" aus Unterlagen. Als Quelle seines Vermögens nannte er Immobiliengeschäfte in Saudi Arabien, Dubai und dem Nahen Osten.

Erst Anfang November waren auf Anordnung des Kronprinzen in Saudi-Arabien im Zuge einer Verhaftungswelle Mitglieder der königlichen Familie, hochrangige Würdenträger sowie ehemalige und aktive Minister festgenommen worden. Die Vorwürfe reichen von illegalen Geschäften über Veruntreuung öffentlicher Gelder bis hin zu Geldwäsche.

Letzteres ist für den internationalen Kunstmarkt ein heikler Punkt, und dahingehend gelten strenge Richtlinien. Ob ein Standard-Prüfverfahren 24 Stunden vor der Auktion tatsächlich geeignet ist, sämtliche Unsicherheiten zu bereinigen, ist generell infrage zu stellen.

100 Millionen Euro Kaution

Für die Teilnahme an der Auktion musste Prinz Bader jedenfalls eine Kaution in der Höhe des Rufpreises von 100 Millionen Dollar deponieren.

Mit der Hartnäckigkeit von konkurrierenden Interessenten dürfte man insofern gerechnet haben, als Prinz Bader laut Reuters autorisiert war, bis zu 500 Millionen Dollar netto (exkl. Aufgeld) zu bieten. Ursprünglich sollte der Kaufpreis, abzüglich der Kaution, anschließend in einem überwiesen werden. Laut "New York Times" sei dann jedoch vertraglich eine Teilzahlung vereinbart worden: sechs Raten zu je 58,4 Millionen Dollar, die letzte wird am 14. Mai 2018 fällig. (Olga Kronsteiner, 7.12.2017)