Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Mann mit seinem Sohn auf der Suche nach einem Stück trockenen Landes: Wie in Bangladesh heuer im Sommer nehmen weltweit Extremwetterereignisse mit Überflutung auf der einen und Dürren auf der anderen Seite zu.

Foto: reuters

Wien – Extremwetterereignisse mit Hurrikans, Starkregen und Vermurungen auf der einen Seite sowie ausgeprägten Dürren und Versalzung von Böden, auf denen nichts mehr wächst, auf der anderen Seite haben im vergangenen Jahrzehnt signifikant zugenommen. Forscher gehen davon aus, dass Naturkatastrophen qualitativ wie quantitativ weiter zunehmen werden, selbst wenn bei den CO2-Emissionen als Hauptverursacher der Erderwärmung radikal auf die Bremse getreten wird. Bis sich Kohlendioxid in der Atmosphäre abbaut und der Glashauseffekt merklich schwindet, dauert es lange.

Umso dringender sei es, die beim Weltklimagipfel in Paris vor zwei Jahren vereinbarte radikale Abkehr von fossilen Brennstoffen und deren Ersatz durch Energie aus Wind, Sonne und Biomasse in globalem Maßstab anzugehen. Das sei auch insofern dringend geboten, als damit die Ursachen für Klimaflucht wenn schon nicht beseitigt, so doch eingedämmt werden könnten. Darin war sich eine Expertenrunde aus Vertretern der Wissenschaft (Universität für Bodenkultur, Zentralanstalt für Metereologie und Geodynamik), der erneuerbaren Energien, von Global 2000, Amnesty International und Diakonie zum Thema Klimaflucht am Montagabend im Wiener Radiokulturhaus einig.

Unterstützung vor Ort gefordert

Migrationsbewegungen würden gemeinhin mit Krieg, Leid und Not in Verbindung gebracht, was schlimm genug sei. Dass allein im vergangenen Jahr geschätzt 24 Millionen Menschen wegen Naturkatastrophen, die direkt oder indirekt auf den Klimawandel zurückzuführen sind, zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen waren, sei hingegen weitgehend unbekannt. Die Zahl der Klimaflüchtlinge werde weiter steigen, sind sich die Diskussionsteilnehmer einig – Prognosen der Uno zufolge auf 200 bis 250 Millionen bis zum Jahr 2050 –, wenn die Betroffenen nicht vor Ort Unterstützung erhalten.

Für Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, geht es auch darum, "ein Zeichen der Fairness" zu setzen. Die Industriestaaten seien hauptverantwortlich für den CO2-Ausstoß der vergangenen Jahrzehnte und seien nun auch in der Pflicht, den Schwächeren zu helfen, zumal vom Klimawandel die Ärmsten der Armen am meisten betroffen seien.

Starke Öl- und Gaslobby

Peter Püspök, Präsident des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich, prangerte die nach wie vor starke gesellschaftliche Verankerung der weltweiten "Öl- und Gaslobby" an. Dennoch sei er optimistisch, dass erneuerbare Energien auch in Entwicklungsländern die Oberhand gewinnen, zumal sie preislich jetzt schon zum Teil günstiger seien als fossile Brennstoffe.

Handlungsbedarf sieht Püspök aber auch in Österreich. "Wir importieren Öl aus Kasachstan, Libyen, Russland, dem Irak, Saudi-Arabien, Algerien, Mexiko, Aserbaidschan und dem Iran – in dieser Reihenfolge. Das sind mit Ausnahme von Mexiko alles Länder, die alles andere als demokratisch aufgestellt sind und auch im Korruptionsindex weit vorne liegen. Den Geldfluss dorthin sollten wir stoppen", sagte Püspök. Die neun bis zehn Milliarden Euro, die Österreich jährlich für fossile Brennstoffe ausgebe, könnten anderswo besser investiert werden. (Günther Strobl, 28.11.2017)