Nicht rechte Gewalttäter haben den Iraner Arash Naderi in Niedersachsen ermordet: Bio-Bauern aus der Gegend, deren Rädelsführer regelmäßig in Konflikt mit dem Verfassungsschutz stehen, haben ihn vor seinem Tod bedroht. Sie sind militante Umweltschützer und planen Kampagnen gegen Fracking. Der Tote war Fahrer eines Erdgasunternehmens.

Kränkelnde Ökos

"Giftige Fracking-Rückstände verwandeln die niedersächsische Provinz in Zombie-Terrain. So mutet es jedenfalls für die beiden Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) an, die den Mord an einem iranischen Tanklastwagenfahrer untersuchen, der Abwässer einer Erdgasbohrstation durch ein Dorf mit Bio-Höfen gefahren hat", fasst "Spiegel"-Autor Christian Buß die Story zusammen: "Die Ökos, die extrem kränklich aussehen, legen eine aggressive Fremdenfeindlichkeit an den Tag – gegen multinationale Energiekonzerne genauso wie gegen migrantische Arbeitskräfte."

ORF/ARD/Christine Schroeder

Böse Kinder

Als Kommissarin Julia Grosz einem Kind ein Spielzeugauto aufheben will, beißt er in ihre Hand. Buß: "Vorsichtig vor diesen Kindern mit ihren toten Augen und scharfen Zähnen! Dieser "Tatort" spielt gerade bei den kleinsten Darstellern geschickt auf Horrorklassiker an. Nichts ist verstörender als böse Kinder. Sehr effizient."

Dennoch vergibt der "Spiegel" nur vier von zehn Punkten, denn: "Zombies mit Bio-Zertifikat, Fracking als Seuchenhorror-Thema: Auch wenn diese Ideen auf dem Papier ihren Charme haben mögen, zusammengenommen ergeben sie in diesem Tatort eine problematische Mixtur."

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"Öko-Nazis"

Axel Weidemann von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ist auch nicht wirklich begeistert: "Den beiden schnoddrigen Nordlichtern dabei zuzuschauen macht Spaß, auch weil die Kamera (Oliver Maximilian Kraus) sich unter der Regie von Sabine Bernardi viel Mühe gibt, Szenen nicht immer durch die üblichen Reiz-Reaktions-Nahaufnahmen aufzulösen. Irgendwann freilich kippt das Ganze ein wenig ins Überdrehte. Dann bedrängen niedersächsische Dorfbewohner die iranischen Verwandten des Toten mit leerem Blick als – hier noch zurückhaltendes – Zombiekollektiv."

Und: "Wenn wie hier provinzielle 'Öko-Nazis' gegen Einwanderer in Stellung gebracht werden und beide durch den 'bösen Boden' aufgestachelt sind, dann will der Tatort mit Blick auf die hitzige Debatte um Zuwanderung selbstverständlich mehr erzählen als einen Umweltskandal. Das könnte besser funktionieren."

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Im Reich der Zombies

Nicht minder enttäuschtes Fazit von STANDARD-Kritikerin Birgit Baumann: "Dass ein ganzes Dorf ins Reich der Zombies abdriftet und kein Außenstehender das erkennen will, ist auch nicht überzeugend – außer in einem gut gemachten Horrorfilm. Aber daran reicht dieser Tatort nicht ansatzweise heran." (red, 26.11.2017)

Und wie sehen Sie den "Tatort" aus Niedersachsen?

Hier wäre noch Boden für Ihre Meinung – böse oder gute:

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