Rom – Die Staatsanwaltschaft in Turin hat die Eröffnung eines neuen Prozesses gegen Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi eingereicht. Berlusconi werde der Zeugenbestechung beschuldigt, berichteten italienische Medien am Freitag.

Laut der Staatsanwaltschaft soll Berlusconi einem 32-jährigen Model Geld für falsche Aussagen vor Gericht über die Partys in der Mailänder Residenz des viermaligen Regierungschefs überwiesen haben. Dem Model wird Falschaussage vor Gericht vorgeworfen.

Die Ermittlungen der Turiner Staatsanwaltschaft sind Teil einer Untersuchung über die Bestechung von Zeugen durch den 81-jährigen Berlusconi. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass rund 20 Frauen, die sich in den vergangenen Jahren an Partys in Berlusconis Luxusresidenz beteiligt hatten, vor Gericht gelogen hatten, weil sie von dem Großunternehmer "Monatsgehälter" für ihr Schweigen über ausschweifende Abende in der Mailänder Residenz des Medienunternehmers erhielten. Insgesamt soll Berlusconi zehn Millionen Euro für die Bestechung der Zeuginnen ausgegeben haben.

Nach Ansicht der Ermittler sollen Berlusconi und seine Anwälte damit systematisch die Zeugen im sogenannten "Ruby"-Prozess bestochen haben, bei dem der Ex-Premier wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit der damals minderjährigen Karima El Marough alias "Ruby" angeklagt war. Berlusconi war von diesem Vorwurf im März 2015 letztinstanzlich freigesprochen worden. Die Zahlungen sollen laut Medienberichten Anfang 2015 ausgesetzt worden sein, weil Berlusconi Ermittlungen wegen Zeugenbestechung befürchtete.

Das Verfahren gegen Berlusconi soll im Jänner mit dem Prozess zusammengelegt werden, das gegen "Ruby" läuft. Die Marokkanerin und 22 weitere Personen müssen sich dabei wegen mutmaßlicher Falschaussage vor den Richtern im Rahmen eines Verfahrens gegen Berlusconi vor Gericht verantworten. Zu den Angeklagten in diesem Verfahren zählen unter anderem Rubys Ex-Rechtsanwalt Luca Giuliante sowie die Senatorin der Berlusconi-Partei Forza Italia, Maria Rosaria Rossi. (APA, 24.11.2017)