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"Think positive" war vor und nach dem Spiel das klare Motto von Austria-Coach Thorsten Fink.

Foto: REUTERS/Alessandro Garofalo

Mailand – Ein Sieg in fünf Spielen, Torverhältnis 9:16: Die Austria hat in der Europa League bisher alles andere als Glanz versprüht. Den Zahlen zum Trotz dürfen die auch beim 1:5 bei Milan am Donnerstag schwachen Wiener noch auf den Aufstieg hoffen. Der Ex-Violette Alexander Gorgon bescherte der Austria mit seinen Treffern für Rijeka ein echtes Finale.

Die Austria verliert gegen den AC Milan mit 1:5
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Alles ist möglich

Nach einem kuriosen Verlauf der Gruppenphase würde die Austria mit einem Heimsieg über AEK Athen am 7. Dezember noch ins Sechzehntelfinale einziehen. Die Griechen vergaben ihre Chance darauf mit einem 2:2 gegen Rijeka. Gorgon erzielte beide Tore für die Kroaten, AEK traf in der 89. Minute nur die Latte. Fink war bemüht, positiv an die Sache heranzugehen. "Wir haben uns das selbst erarbeitet, es ist schön, noch ein Finale zu haben", betonte der Austria-Coach.

Seine Schützlinge waren über diese Tatsache zwar erfreut, nach dem Spielverlauf im Giuseppe-Meazza-Stadion hingen die Köpfe dennoch nach unten. Der Führungstreffer von Christoph Monschein in der 21. Minute – unter gütiger Mithilfe von Milan-Kapitän Leonardo Bonucci – war nur ein Strohfeuer. Ein keinesfalls übermächtiges Milan kam durch Ricardo Rodriguez (27.) rasch zum Ausgleich und legte vor der Pause noch zweimal nach. Die zweite Spielhälfte war dann nur noch ein Austraben der Rossoneri, die ihr zweites 5:1 gegen die Wiener praktisch mit dem Schlusspfiff fixierten.

"Dumme Gegentore"

"Die Führung war ein herrliches Gefühl, aber wir waren danach zu passiv, haben dumme Gegentore bekommen", sagte Dominik Prokop, der von einem "bitteren Abend" sprach. "Wir sind eine junge Mannschaft, aber da müssen wir besser agieren. Gott sei Dank haben wir nun ein Endspiel zu Hause", meinte der 20-Jährige. "Aber im Moment überwiegt der Frust." Torschütze Monschein war ebenfalls alles andere als zufrieden: "Das war sehr bitter. Wir hatten einen perfekten Start, aber dann müssen wir besser verteidigen und keine fünf Tore bekommen."

Schülermannschaft

Anders als beim Hinspiel in Wien hielt die Austria die Fehlerquote vor 18.000 Zuschauern im San Siro zunächst niedrig. Nach dem Ausgleich wirkten die Gäste aber wieder schwer angeschlagen, Ballbesitz konnten sie sich nur noch selten erarbeiten. Das Selbstvertrauen scheint nach nur einem Sieg bei sieben Niederlagen in den vergangenen acht Wochen nicht unbedingt hoch. Die Abwehr mit der U21-Innenverteidigung Abdul Kadiri Mohammed (21) und Alexandar Borkovic (18) wankte, auch Torhüter Patrick Pentz agierte unglücklich. "Bei uns gehen Spieler (Borkovic, Anm.) noch zur Schule. Da ist es nicht so einfach, gegen gestandene Profis zu bestehen", meinte Fink.

Silvas Lieblingsgegner

Vor allem Andre Silva hatte mit seinen Toren vier und fünf in den Spielen gegen die Austria wieder Spaß. Der Portugiese hält nun bei sechs Europa-League-Toren, in der Serie A hat er noch keines erzielt. "Er bekommt in der Europa League Räume, die er in der Meisterschaft nicht hat", sagte Milan-Coach Vincenzo Montella und sprach damit das Problem der Austria an. AEK hatte es geschafft, den Mailändern in beiden Begegnungen ein 0:0 abzuringen.

Endspiel gegen AEK auf Augenhöhe?

Dass die Griechen verwundbar sind, zeigte das 2:2 der Austria in Athen Ende September. Für die Favoritner war das einer der seltenen positiven Momente in letzter Zeit. Fink hofft auf viele Fans am 7. Dezember und einen besseren Ausgang als im Vorjahr. Damals wurde der Sprung ins Sechzehntelfinale im letzten Gruppenspiel in Pilsen – ein 2:3 nach 2:0-Führung mit einem Mann mehr – vergeigt. Fink: "AEK ist eine andere Mannschaft als Milan. Der Aufstieg ist jetzt das große Ziel. Es ist alles möglich."

In der Liga Selbstvertrauen sammeln

Um für AEK gerüstet zu sein, wird freilich eine Leistungssteigerung nötig sein. Von den Verletzten wird in den kommenden Wochen niemand zurückkehren. Einzig Lucas Venuto könnte noch als Geheimwaffe sein Comeback geben. Nötig wird vor allem sein, in der uneingespielten Abwehr Sicherheit zu gewinnen. "Wir müssen jetzt in der Liga wieder in die Spur kommen", so Raphael Holzhauser. Am Sonntag wartet das Auswärtsspiel beim WAC, danach St. Pölten, ehe die Athen-Generalprobe gegen Salzburg steigt. Die Bullen werden den Gradmesser für AEK geben. (APA, 24.11.2017)