Der ehemalige Geschäftsführer, der Ex-Präsident und der Ex-Finanzreferent der Askö Salzburg saßen bereits im Vorjahr wegen Untreue auf der Anklagebank. Nun beginnt der Prozess wegen eines Richterwechsels von vorne. Mit einer zusätzlichen Anklage.

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Salzburg – Ein alter Vierkanthof in Waldzell im Innviertel, der in einen sogenannten Sportbauernhof umgebaut wurde, machte den Anfang beim Askö-Skandal in Salzburg. Am Mittwoch begann der Prozess gegen die ehemalige Salzburger Führungsspitze der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich nach einem Jahr Pause wegen eines Richterwechsels erneut – mit einer zweiten Anklage.

Die Staatsanwaltschaft wirft den fünf Angeklagten Untreue vor. Der ehemalige Askö-Präsident kaufte den Bauernhof 2003 als Privatperson um 55.000 Euro. 2005 schloss er mit dem Sportverband einen Baurechtsvertrag ab. Der Baurechtszins sei mit 16.848 Euro pro Jahr weit überhöht, sagt Staatsanwalt Robert Holzleitner.

Poolabdeckung, Wasseranlage und Heizung

Hinzu kommen rund 40.000 Euro Schaden durch Einbauten, die der Präsident im eigenen Teil des Hofes machen ließ, aber über den Verein abrechnete – etwa eine Poolabdeckung, eine Wasseraufbereitungsanlage und eine Fußbodenheizung. Der Ex-Präsident soll auch einen auf den Verein geleasten Opel seinem Sohn zur Verwendung überlassen haben, der Schaden betrage hier 12.258 Euro.

Dem zweitangeklagten früheren Geschäftsführer wird zusätzlich Betrug mit Fördermitteln in Höhe von 110.000 Euro vorgeworfen. Er soll Rechnungen bei Stadt und Land Salzburg doppelt eingereicht haben. Der Ex-Finanzreferent soll den Baurechtsvertrag mitunterzeichnet haben.

Konten außerhalb der Buchhaltung

Eine weitere Anklage wegen Untreue beim Amateursportverein ASV Itzling, der zum Dachverband Askö gehört, wurde nun in das Verfahren einbezogen. Der Angeklagte war dort ebenfalls Präsident. Er, der ehemalige ASV-Finanzreferent und eine Sportwissenschafterin sollen zusammen mehr als 300.000 Euro zweckwidrig verwendet haben. 51.236 Euro soll der Ex-Finanzchef vom Vereinskonto an sich selbst und 23.640 Euro an die Sportwissenschafterin überwiesen haben.

Zudem soll es zwei "Geheimkonten" gegeben haben, die nicht in der Buchhaltung aufschienen und auf die ebenfalls eingezahlt wurde. Auf eines wurden etwa 180.000 Euro der Republik Österreich überwiesen, als Entgelt für die Benützung eines Sportplatzes durch eine Schule über zehn Jahre. Rund 37.100 Euro seien für Leasingraten und Versicherungsprämien für ein Wohnmobil verwendet worden, das ein Verein wie der ASV nicht benötige, kritisiert der Staatsanwalt. "Man hat sich selbst bedient. Immer einen Tag nach der Einzahlung wurde das Geld abgehoben", sagt Holzleitner.

Geld in Goldbarren angelegt

Die Verteidiger der Angeklagten beteuern deren Unschuld. Es gebe für alle Anklagepunkte eine Erklärung, die Doppelabrechnung von Fördergeldern sei etwa ein "buchhalterischer Betriebsunfall" gewesen, sagt Klaus Perner, Verteidiger des Ex-Präsidenten und des ehemaligen Geschäftsführers. Beim ASV habe es keine Geheimkonten gegeben. Das Geld sei abgehoben worden, um es in Goldbarren anzulegen, die in einem Schließfach verwahrt wurden. "Es ging nicht darum, Geld zur Seite zu schaffen."

Für die ausbezahlten Gelder seien auch Leistungen erbracht worden. "Ehrenamtlichkeit und Aufwandsentschädigung ist kein Widerspruch", betont Perner. Es brauche eine angemessene Belohnung, damit sich Leute weiterhin engagieren. Das Wohnmobil sei für die "rege Reisetätigkeit zu Repräsentationszwecken" gekauft worden, sagt der Verteidiger. Und der Opel sei sehr wohl für den Verein zum Einsatz gekommen.

"Schlamperei", wie sie überall vorkommt

Auch der Verteidiger des früheren ASV-Finanzreferenten betont, sein Mandant sei für seinen Aufwand entschädigt worden. Viele der angeklagten Punkte seien "Statutenschlamperei", wie sie in vielen Vereinen vorkomme, sagte Franz Essl. Es gebe keinen Missbrauchsvorsatz, die Zahlungen seien für die Büromiete in seinem Haus, Taggelder für Auswärtstermine, Kilometergeldpauschalen und seine Trainertätigkeit erfolgt.

Insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil wird im Jänner erwartet. Die Askö will den Sportbauernhof schon seit Jahren um rund 1,7 Millionen Euro verkaufen, weil er kaum gewinnbringend geführt werden könne. (Stefanie Ruep, 22.11.2017)