Nicht jeder grippale Infekt ist eine "echte Grippe". In den Spitälern des KAV kommen heuer flächendeckend neue Influenza-Schnelltests zum Einsatz.

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Wien – Als die Grippewelle vergangenen Winter ungewöhnlich früh losbrach und die Zahl der Neuerkrankungen schon in den Weihnachtsferien stark anstieg, kam es in Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) zu Engpässen. Zeitweise mussten dutzende Patienten in Betten auf dem Gang liegen. Heuer seien die Stadt und ihre Spitäler gut vorbereitet, versicherte der KAV am Mittwoch, der derzeit auch wegen der Kostenexplosion und Verzögerungen beim Bau des Krankenhauses Nord in den Schlagzeilen ist.

Die Grippewelle ist aber noch nicht ausgebrochen, wenngleich am Mittwoch ein erster Fall echter Influenza in Wien bestätigt wurde. Von einer Grippewelle spricht man erst, wenn die Zahl der Neuerkrankungen pro Woche in Wien rund 10.000 erreicht hat und das Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien den Beginn der Grippewelle offiziell ausruft. Für vergangene Woche meldete der Meldedienst der MA 15 rund 4.800 neue Fälle von Grippe oder grippalen Infekten. Die Zahl fußt auf Diagnosen niedergelassener Ärzte und ist das Ergebnis einer Hochrechnung mit einer Schwankungsbreite von 800 Fällen.

Schnelltest für Influenza

Besondere Hoffnung setzt der KAV heuer auf einen Schnelltest, der innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis liefern soll, ob ein Fall echter Influenza vorliegt oder jemand an einem grippalen Infekt erkrankt ist. Dafür braucht es einen Abstrich der Schleimhaut in Nase und Rachen. Das Ergebnis sei zu 90 Prozent zuverlässig.

Der Test könne "absolut dabei helfen", die Entscheidung über eine Aufnahme im Krankenhaus zu treffen, wenn jemand mit Grippesymptomen dort ankommt, sagt Christoph Wenisch, Abteilungsvorstand der Infektions- und Tropenmedizin im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Test werde bereits in Australien verwendet. "Daher wurde dort heuer eine höhere Anzahl echter Influenzafälle nachgewiesen", so Wenisch.

Kommunikation und Grippepläne

Nach dem vergangenen Winter, als bereits in den ersten beiden Jännerwochen die Grippesaison mit fast 20.000 Neuerkrankungen pro Woche ihren Höhepunkt erreichte, wurden laut KAV die Grippepläne der einzelnen Krankenhäuser angepasst. Im Krankenhaus Hietzing sei beispielsweise die interne Kommunikation verbessert worden, wie dessen Ärztliche Direktorin Brigitte Ettl ausführt. Auch Infobroschüren lägen nun in mehreren Sprachen auf. Und eine weitere Botschaft sei ihr auch wichtig: "Nicht jede Grippe gehört ins Spital."

Gangbetten nicht auszuschließen

Eine gute Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern sei wichtig, zusätzlich sei aber auch die Abstimmung zwischen den KAV-Häusern verbessert worden, versichert Michael Binder, KAV-Direktor für Health Care Management. Trotzdem sei eine Doppelbelegung von Betten – also der zeitweise Einsatz von Gangbetten – insbesondere in den Vormittagsstunden zum Höhepunkt der Grippewelle nicht auszuschließen, so Ettl.

Nikotin ebnet Viren den Weg

Infektions- und Tropenmediziner Wenisch erinnert zudem an Präventionsmaßnahmen, die eine Ansteckung verhindern können: häufiges Händewaschen, Grippemasken, die Grippeimpfung – wobei etwa die Durchimpfungsrate des KAV-Spitalspersonals nicht bekannt ist. Nikotin- und Alkoholkonsum begünstigen eine Ansteckung, ebenso psychischer Stress. "Lassen Sie sich wenn möglich nicht in der Grippesaison scheiden", scherzt der Mediziner. (Gudrun Springer, 22.11.2017)