Frankfurt am Main – Der vorzeitige Abschied von Konzernchef Thomas Ebeling und vage Übernahmespekulationen haben am Montag den Aktien von ProSiebenSat1 neues Leben eingehaucht. Sie rückten bis Mittag um 4,4 Prozent auf 26,41 Euro vor und waren so zweitbester Dax-Wert. Im bisherigen Jahresverlauf hatten die Papiere allerdings über 30 Prozent verloren und damit im Dax die rote Laterne inne.

ProSiebenSat.1 kämpft mit sinkenden Zuschauerzahlen, hohen Programmkosten und wegbrechenden Werbeeinnahmen. Von der Münchner Senderkette eingekaufte US-Serien wie "Empire" oder "This is us" floppten, ProSiebenSat1 verlor Zuschauer an Konkurrenzsender und Streamingportale wie Netflix. Erst vor wenigen Tagen hatten das den Konzern zur Korrektur der Finanzziele gezwungen.

Ebeling verlässt nun im Februar 2018 vorzeitig den Medienkonzern. Er steht seit Anfang 2009 an seiner Spitze und hatte eigentlich noch Vertrag bis Mitte 2019. Der 58-Jährige hatte zuletzt auch mit abschätzigen Bemerkungen über die Zuschauer Kritik auf sich gezogen.

Suche nach Nachfolger

Ebeling hatte nach Konzernangaben bereits bei seiner letzten Vertragsverlängerung mitgeteilt, dass er für eine weitere Verlängerung nicht mehr zur Verfügung stehe. Vor diesem Hintergrund habe der Aufsichtsrat "vor einiger Zeit" die Suche nach einem Nachfolger begonnen und werde diesen "zu gegebener Zeit" benennen.

Gestützt wurde der Aktienkurs am Montag zudem von Übernahmespekulationen. Nach Einschätzung von Liberum-Analystin Annick Maas könnte ProSiebenSat1 nach den Kursverlusten der vergangenen Monate zu einem Übernahmeziel werden. Sie verwies auf das US-Fernsehnetzwerk NBC Universal als möglichen Interessenten.

ProSiebenSat1 ist nicht nur in diesem Jahr auf Talfahrt. Seit dem Rekordhoch vor zwei Jahren oberhalb von 50 Euro ging es stetig bergab. Mittlerweile sind die Papiere nur noch die Hälfte wert. Vor gut einer Woche hatten sie bei 24,50 Euro ihren tiefsten Stand seit dem Jahr 2013 erreicht. (APA, dpa, 20.11.2017)