Zlatan Ibrahimovic ist wieder in Aktion. Das freut Manchester United, ihn selbst und vielleicht auch Schwedens Nationalteam.

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Manchester – Zlatan Ibrahimovic wäre nicht Zlatan Ibrahimovic, wenn er an sich gezweifelt hätte. "Löwen genesen anders als Menschen", sagte der schwedische Superstar von Manchester United mit einem Lachen. Sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss und damit deutlich früher als erwartet war er beim 4:1-Erfolg gegen Newcastle United erstmals wieder zum Einsatz gekommen. Teammanager José Mourinho hatte den 36-Jährigen eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie eingewechselt, unter großem Applaus der Zuschauer im Old Trafford. Und fast wäre Ibrahimovic sogar ein Tor gelungen, auf typische Weise, nämlich per Seitfallzieher.

Viele Fans hatten befürchtet, dass die schwere Verletzung, die der Angreifer im April im Viertelfinale der Europa League gegen RSC Anderlecht erlitten hatte, sein Karriereende bedeuten würde. Sein Klub zögerte, den auslaufenden Vertrag zu verlängern. Erst nach Beginn der Saison erhielt Ibrahimovic ein neues Arbeitspapier, das für ein weiteres Jahr gültig ist.

Nach seiner Rückkehr gab er an, trotz seines Alters und der langen Abwesenheit nichts von seiner Klasse verloren zu haben. "Es ist ein anderer Tag, aber die Qualität ist gleich. Ich spiele mit dem Kopf. Meine Knie müssen nur folgen", sagte Ibrahimovic, er zeigte sich aber auch ungewohnt demütig: "Ich bin dankbar. Das Spiel zu spielen, das ich liebe, bedeutet mir alles." Er hat nicht vor, so bald damit aufzuhören. Stattdessen kokettiert er sogar mit einer Rückkehr in die schwedische Nationalmannschaft.

"We are Zweden"

Eigentlich war Ibrahimovic nach der Europameisterschaft in Frankreich im vergangenen Jahr aus der Auswahl zurückgetreten, doch nachdem das Team gegen Italien die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Russland geschafft hatte, setzte er einen Tweet mit viel Interpretationsspielraum ab. "We are Zweden", schrieb er. Mit Z wie Zlatan.

Sein Berater Mino Raiola hat eine klare Meinung über ein mögliches Comeback seines Klienten in der Nationalelf. "Wenn es nach mir geht, würde ich ihn persönlich dort abliefern", schrieb er in einer SMS an die schwedische Zeitung Expressen. Erst einmal freut sich aber sein Vereinstrainer, Ibrahimovic zurückzuhaben. "Nach einer so dramatischen Verletzung ist es ein großes Gefühl, ihn wieder auf dem Platz zu sehen", sagte Mourinho. Weil gegen Newcastle auch Mittelfeldspieler Paul Pogba nach neunwöchiger Verletzungspause zurückkehrte und gleich der überragende Mann war mit einem Tor und einer Vorlage, ist der Klub aus Old Trafford von neuem Optimismus erfüllt.

Mit dem Sieg verteidigte die Mannschaft den zweiten Tabellenplatz und hielt den Anschluss an Spitzenreiter Manchester City, so gut es ging zumindest. Acht Punkte beträgt der Rückstand auf den Stadtrivalen nach dem zwölften Spieltag. In drei Wochen kommt es zum Duell. United wird auf einen hochmotivierten Ibrahimovic setzen können. Der Rückkehrer fühlt sich in der Pflicht, sich bei Fans, Mitspielern und Verein für die Unterstützung zu revanchieren, die er während seiner Verletzungspause bekam. "Ich muss etwas zurückzahlen. Das werde ich tun", sagte der Mann, der sich für einen Löwen hält. (sid, 19.11.2017)