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Die Klimakonferenz wurde von Protesten begleitet.

Foto: reuters/WOLFGANG RATTAY

Bonn/Wien – Die UN-Klimakonferenz in Bonn ist erst nach einer Verlängerung wegen Finanzstreitigkeiten Samstag früh zu Ende gegangen. Erst kurz nach 5.00 Uhr wurde vermeldet, dass alle Entscheidungen der COP 23 gefallen waren. Laut Konferenz-Präsident, Fidschis Regierungschef Frank Bainirama, einigten sich die Delegationen auf eine Regelung zur Fortführung des Anpassungsfonds.

Bis zuletzt war die Rolle des Anpassungsfonds im Rahmen des Übereinkommens von Paris, die künftige Klimafinanzierung und die Struktur des "Talanoa Dialogs" im Jahr 2018 umstritten. Fidschi als Vorsitzland der Konferenz spielte eine tragende Rolle bei der Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Interessen, hieß es vonseiten der an den Verhandlungen beteiligten österreichischen Experten aus dem Umweltministerium.

"Das Ergebnis der Konferenz ist eine solide Basis für die weiteren Verhandlungen, die im Dezember 2018 bei der Konferenz in Katowice zu einem Gesamtergebnis betreffend die Umsetzung des Übereinkommens von Paris führen sollen. Österreich als EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 wird bei den weiteren Verhandlungen eine verantwortungsvolle Rolle innehaben", war das Resümee von Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP).

NGOs sind nicht zufrieden

Global 2000 machte in einer Aussendung erneut darauf aufmerksam, dass die derzeitigen Zusagen der Staaten nicht ausreichen, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Denn statt einer Eindämmung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad bzw. auf deutlich unter zwei Grad droht ein Anstieg der Temperatur um mehr als drei Grad, was katastrophale Folgen hätte. Vor diesem Szenario warnte das UNO-Umweltprogramm UNEP.

Laut der NGO war Österreich bei der Klimakonferenz massiv in Kritik geraten, nachdem zahlreiche Berichte die schlechte Klimabilanz der letzten Jahre offenbarten. Der aktuelle Fortschrittsbericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) wiederum zeigte demnach für Österreich einen negativen Ausblick bis 2020. Laut EEA gehört Österreich neben Belgien, Finnland, Deutschland, Irland, Luxemburg und Malta zu den sieben Ländern in der EU, die ihre 2020-Klimaziele verfehlen werden, wenn keine neuen Maßnahmen gesetzt werden.

Kurz vor dem Ende der UN-Klimakonferenz in Bonn hatte Greenpeace diese in einer Aussendung als "Gipfel der Mutlosigkeit" bezeichnet. "Der Geist von Paris ist in Bonn kaum zu merken", betonte Greenpeace-Österreich-Geschäftsführer Alexander Egit.

Kulturwende

Anderer Meinung ist der deutsche Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber. Er erklärte, es zeichne sich mit der Konferenz in Bonn eine Arzt Kulturwende ab. "Manches von den Aktionen am Rand der Verhandlungen hatte die Atmosphäre eines Kindergeburtstages, der ja auch schön ist", sagte der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. "In Bonn hat sich außerhalb und innerhalb der Konferenzsäle ein Geist entwickelt, der weiter wirkt." Manche Politiker müssten sich wohl erst noch daran gewöhnen: "Aber dieser Geist von Paris und Bonn ist aus der Flasche und wird sich nicht mehr einfangen und zurückstopfen lassen."

Die EU selbst wird ihr Ziel, bis 2020 die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, laut Prognosen übertreffen. "Bei der Klimakonferenz in Bonn wurde festgehalten, dass auch die Zeit vor 2020 genutzt werden soll, um sinnvolle Maßnahmen auf den Weg zu bringen", betonte Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000, auch in Richtung der kommenden österreichischen Regierung. (APA, 18.11.2017)