Dieses Ladekabel hat seine Schuldigkeit getan, es sollte nicht mehr verwendet werden.

Foto: STANDARD/Riegler

Eine Horrormeldung: ein Mädchen schläft mit seinem Smartphone in der Hand ein, das gerade am Ladekabel hängt und erleidet einen tödlichen Stromschlag. Das ist laut Polizeiangaben in Vietnam passiert. Eine Meldung, die Nutzer sofort einen kritischen Blick auf das eigene Smartphone-Ladekabel werfen lässt. Wie gefährlich kann es wirklich werden?

Geringe Gefahr bei korrekt hergestellten Kabeln

Meldungen von Stromschlägen durch Ladekabel oder –geräte gibt es immer wieder. Dabei darf man aber nicht außer Acht lassen, dass über die Umstände oft wenig bekannt wird. Mitunter erfährt man nicht, um welches Ladegerät oder –kabel es sich dabei handelt oder ob es defekt war. Ganz grundsätzlich ist die Gefahr eines gefährlichen oder lebensbedrohlichen Stromschlags sehr gering, beruhigt ein Sprecher des TÜV Rheinland auf Nachfrage des STANDARD. "Bei korrekt hergestellten Ladekabel und Trafos kommen nur geringe Spannungswerte bzw. Stromstärken zum Einsatz. Dafür sorgt eine entsprechende Elektronik im Ladegerät, die die Bedingungen im Haushaltsstromnetz (zum Beispiel 230 Volt) entsprechend runterregelt."

Bei Kabeln mit stark abgeknickten oder sogar blanken Stellen, wo die Isolierung fehlt, sollte man allerdings vorsichtig sein. Kaputte Kabel sollte man nicht mehr weiter verwenden und fachgerecht entsorgen.

Achtung bei fremden Ladekabeln

Viele Hersteller empfehlen, nur die originalen Ladegeräte und -kabel zu verwenden, die einem Smartphone beigelegt sind oder zusätzlich angeboten werden. Dabei handelt es sich nicht (nur) um den Versuch, eigene Ware an die Kunden zu bringen. Bei billig produziertem Zubehör von Drittanbietern oder gefälschten Produkten kann es aufgrund minderer Produktionsqualität zu Problemen kommen. Die reichen von Datenverlust und irreparablen Schäden am Gerät bis hin zu Stromschlägen.

Das britische Chartered Trading Standards Institute hat Anfang des Jahres 400 nachgemachte Netzteile und Ladegeräte getestet, die als Apple-Produkte angeboten wurden. Ganze 397 fielen bei der grundlegenden Sicherheitsprüfung durch. In den meisten Fällen war die Spannung zu hoch, sodass das Risiko eines Stromschlags bestand.

Beim TÜV rät man, Ladekabel nur aus sicheren, vertrauenswürdigen Quellen zu kaufen – "also bei Herstellern oder Händlern, die einem bekannt sind, die als ‚Marke‘ einen Ruf zu verlieren haben, über eine funktionierende Qualitätssicherung verfügen und die im Idealfall ihre Produkte von unabhängigen und neutralen Stellen auf Sicherheit testen lassen."

Darauf sollte man achten:

  • Beim Kauf sollte man auf folgende Angaben achten: auf den Netzteilen sollten CE-Siegel, Marke, Modellnummer und Produktionscharge angegeben sein. Die CE-Kennzeichnung gibt an, dass das Produkt den Vorschriften der EU entspricht. Aber Vorsicht: auch diese Angaben lassen sich auch fälschen. Wer beispielsweise ein neues Apple-Ladekabel kauft, muss mit etwa 60 Euro für das Netzteil rechnen. Bei einem deutlich günstigeren Angebot, ist Skepsis angeraten. Generell sagt der Preis aber nichts über die Produktsicherheit aus.
  • Warn- und Bedienungshinweise sollten durchgelesen werden: viele Geräte dürfen nicht in Nassräumen benutzt werden. Ein Smartphone sollte man also nicht unbedingt im Badezimmer aufladen.
  • Beim Laden sollte man immer wieder überprüfen, ob Smartphone oder Ladegerät zu heiß werden. In diesem Fall muss das Gerät sofort vom Strom getrennt werden.
  • Damit es nicht zu einer unbemerkten Überhitzung kommt, sollten Geräte mit Akku nicht über längere Zeit unbeaufsichtigt am Stromkabel belassen werden – auch nicht über Nacht. Das ist ohnehin schlecht für den Akku.
  • Auch wenn viele kleinere Kinder heute schon Smartphones haben, sollten sie nicht mit Stromkabeln herumhantieren. (Birgit Riegler, 19.11.2017)