A1 will der Konkurrenz davonradeln.

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Seit fast drei Jahren mischen Diskonter den Mobilfunkmarkt in Österreich regelrecht auf. Hot, Spusu und andere neue Anbieter konnten mit ihren Angeboten seither fast eine Million Kunden gewinnen. Bisher taten sich alteingesessene Handynetzbetreiber schwer dabei, auf die Newcomer zu reagieren – schließlich sind diese gute Kunden, die sich in die Netze von A1, T-Mobile und "3" eingemietet haben.

Diese Zurückhaltung ist bei A1 vorbei. Nachdem der Mobilfunkmarktführer in den letzten Jahren hunderttausende Mobilfunkkunden verloren hat, geht das Unternehmen nun neue Wege. Es reicht nicht mehr, jährlich Tarife oder Gebühren zu erhöhen.

"Tarifschlacht" mit Diskontern

Neben dem verstärkten Ausbau neuer Geschäftsfelder, etwa Lösungen für das "Smart Home" oder das "Internet der Dinge", stürzt A1 sich verstärkt in die Tarifschlacht mit den Diskontern. So bieten dessen Billigschienen verstärkt "nationale Tarife" an, die die Auslandsnutzung beschränken oder komplett ausschließen, dafür aber billiger sind und die Angebote der Diskonter teilweise unterbieten. Kunden, die niemals ins Ausland fahren, können so ein paar Euro im Monat sparen. Als Preisbrecher in dieser Kategorie hat sich die A1-Marke Yesss in den letzten Wochen positioniert. Ergänzend hat Bob, die zweite Billigschiene des Unternehmens, ein Update bekommen: Neben vergleichsweise niedrigen Tarifen, können Kunden auch billige Smartphones erstehen.

"Free Stream"

Ins Herz aller anderen Anbietern trifft aber das neue Angebot von A1. Es bietet Kunden an, ausgewählte Streamingdienste wie Netflix, Amazon Video, Spotify und Apple Music zu nutzen, ohne dabei Datenvolumen ihres Tarifs verbrauchen zu müssen. A1-Chef Marcus Grausam betont, dass man sich damit "von den Mitbewerbern abheben" will. Derartige Angebote können kleine Anbieter nicht bieten, da sie eben über keine eigenen Netze verfügen und als "Untermieter" für jeden Datenverbrauch ihrer Nutzer zahlen müssen. "A1 Free Stream", so der Name des Angebots, könnte ein Gamechanger werden.

A1 hat sich bereits Ärger eingehandelt

Allerdings widerspricht das Streamingservice vermutlich den EU-Richtlinien zur Netzneutralität, weshalb die Telekombehörde RTR bereits ein Verfahren gegen A1 eingeleitet hat. Die RTR vermutet, dass damit bestimmte Internetdienste gegenüber anderen bessergestellt werden. Die EU-Netzneutralitätsverordnung schreibt vor, dass alle Daten im Internet diskriminierungsfrei gleich behandelt werden müssen. Dieses Prinzip der Netzneutralität soll einen freien Internetzugang garantieren. Kritik kommt auch von Hot-Chef Michael Krammer: "Wenn der österreichische Ex-Monopolist die De-facto-Weltmarktbeherrscher fördert (oder von ihnen gefördert wird), macht eine strenge Auslegung der Netzneutralität durchaus Sinn."

Laut RTR könnte sich das Verfahren gegen A1 in die Länge ziehen. Zudem wittern T-Mobile und "3" ihre Chance. Marktbeobachter gehen davon aus, dass auch sie ähnliche Angebote an den Start bringen werden. (sum, 20.11.2017)