London/Hollywood – Dem Londoner Old-Vic-Theater liegen nach Angaben eines Sprechers 20 Vorwürfe wegen "unangemessenen Verhaltens" gegen Hollywoodstar Kevin Spacey vor. Im Zuge interner Ermittlungen hätten 20 Zeugen Vorwürfe gegen Spacey erhoben, der von 2004 bis 2015 künstlerischer Leiter des Theaters war, erklärte das Old Vic am Donnerstag.

Zuvor war der zweifache Oscar-Preisträger von Schauspielern der sexuellen Belästigung beschuldigt worden. Die erhobenen Vorwürfe beträfen die Jahre von 1995 bis 2013, erklärte das Old Vic. Die Theaterleitung könne sie nicht überprüfen. Keiner der Betroffenen sei zum Zeitpunkt der angeblichen Vorfälle minderjährig gewesen.

Einige der Betroffenen hätten angegeben, sie hätten sich bisher nicht getraut, die Vorfälle zu melden. Spacey habe in dem Theater "ohne ausreichende Rechenschaftspflicht" handeln können. Laut Theaterleitung führten die Berühmtheit und der Status des Hollywoodstars dazu, dass vor allem junge Mitarbeiter und junge Schauspieler das Gefühl hatten, sie könnten nicht über die Vorfälle reden oder um Hilfe bitten.

Der mexikanische Schauspieler Roberto Cavazos hatte Spacey Anfang des Monats vorgeworfen, in seiner Zeit als künstlerischer Leiter am Old Vic regelmäßig junge Schauspieler sexuell belästigt zu haben. Er selbst sei zweimal Opfer unliebsamer Avancen geworden. Zuvor hatte der US-Schauspieler Anthony Rapp Spacey vorgeworfen, ihn vor mehr als 30 Jahren als damals 14-Jährigen in betrunkenem Zustand sexuell bedrängt zu haben.

Wegen der Belästigungsvorwürfe hat der Streamingdienst Netflix inzwischen die Zusammenarbeit mit Spacey aufgekündigt und die Dreharbeiten zur sechsten Staffel der Erfolgsserie "House of Cards" gestoppt. Starregisseur Ridley Scott schnitt Spacey aus seinem jüngsten Film heraus. (APA, 17.11.2017)