Ein zügiger Waschgang pro Tag ist kein Problem für Haar und Kopfhaut. Vorausgesetzt: das Shampoo ist mild.

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Um das Thema "Haarewaschen" ranken sich viele Mythen. Generell dominierte Jahrzehnte lang die Auffassung, die Haarpracht nicht zu häufig zu reinigen, um Haare und Kopfhaut zu schonen. Mittlerweile sind Shampoos und Pflegeprodukte aber sanfter geworden. Wer sich wie oft die Haare wäscht, sollte Dermatologen zufolge jeder selber entscheiden. Haarwäsche und -pflege seien weniger eine medizinische, sondern vielmehr eine kosmetische Angelegenheit.

Grundsätzlich gilt: Ein zügiger Waschgang pro Tag ist in den meisten Fällen und bei normaler, gesunder Kopfhaut zulässig. "Vorausgesetzt man verwendet ein mildes Shampoo", sagt die Wiener Hautärztin Elisabeth Weeger-Marek, die sich auf Haar- und Kopfhautprobleme spezialisiert hat.

Beschwerlicher Pilz

Dafür, wie oft man sich die Haare waschen soll, gebe es aber keine absolute Regel, so Werner Aberer, Klinikvorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz. Ob eine tägliche Haarwäsche überhaupt sinnvoll und notwendig sei, hänge von den Alltagsumständen und vom eigenen Befinden beziehungsweise dem Wunsch nach einem gepflegten Aussehen ab. "Mehr als einmal pro Tag geht allerdings in Richtung Waschzwang", ergänzt Weeger-Marek.

Wer in der Arbeit viel schwitzt und womöglich mit Schmutz in Berührung kommt, hat andere Bedürfnisse als jemand, der eine bewegungsarme Tätigkeit in sauberer Umgebung ausübt. Haarewaschen sei ein vergleichsweise junges Phänomen, lange Zeit kam die Menschheit ohne dieses "Reinigungsritual" aus. "Die Kopfhaut ist generell ein sehr widerstandsfähiger Ort", sagt der Dermatologe.

Ein großes Aber gibt es trotzdem: Wer viel schwitzt, zu fettreicher Kopfhaut neigt und mit Beschwerden wie Juckreiz oder Schuppen zu kämpfen hat, sollte die Haare durchaus täglich waschen. "Ursache für die Beschwerden ist eine starke Vermehrung des Kleiepilzes Malassezia furfur, der als harmloser Platzhalter-Keim die Kopfhaut besiedelt", erklärt Weeger-Marek. Um den Pilzbefall zu reduzieren, helfe die regelmäßige Anwendung eines Anti-Pilz-Shampoos aus der Apotheke.

Richtiges Haarewaschen

Wer nicht vor, sondern erst nach dem Haare waschen ein Jucken verspürt, hat wahrscheinlich von Natur aus eine trockene Kopfhaut. In diesem Fall rät die Expertin dazu, die Haare tendenziell seltener zu waschen. Bleiben Juckreiz und Spannungsgefühl trotzdem bestehen, empfiehlt sie den Gang zum Hautarzt.

Wie wäscht man die Haare bei normaler, gesunder Kopfhaut richtig? Man denke an den Friseurbesuch: Dort wird stets gefragt, ob die Wassertemperatur angenehm ist. Also: Nicht zu heiß, das könnte die Kopfhaut reizen und austrocknen. Außerdem: Auf starkes Reiben, Kratzen und Rubbeln verzichten und milde Shampoos mit geringem Tensidgehalt verwenden. Denn: Tenside lösen zwar Schmutzpartikel, können aber Haare und Kopfhaut schädigen.

Medizinisch spricht nichts gegen Silikone

Die häufig genannte Gefahr, die von Silikonen in Shampoos ausgehe, sehen die beiden Experten als wenig real an. Silikone verpassen dem Haar eine glanzvolle, glatte Wirkung. Langfristig wird ihnen nachgesagt, die Haaroberfläche zu versiegeln, was die Aufnahme von Feuchtigkeit und Pflegestoffen erschwert. "Aus rein medizinischen Gründen spricht trotzdem nichts gegen Silikone", sagt Aberer. Denn Haare hätten es eigentlich gar nicht nötig, Feuchtigkeit aufzunehmen. Sie seien robust und würden sich von innen heraus ernähren – und weniger von Pflegeprodukten. (Maria Kapeller, 16.11.2017)