Der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel: Virtuosität im Dienste der Substanz und des delikat ausgeformten Klanges.

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Wien – Das gute alte Jazztrio ist eine der quasi klassischen Besetzungen. Es war einem Pianisten wie Oscar Peterson wichtig, um sich auf Basis der diszipliniert swingenden Unterstützung (von Bass und Schlagzeug) zu entfalten. Es war aber auch einem Ekstatiker wie Pianist Keith Jarrett wichtig, um wiederum Formen zu dehnen und die Freiheit des Monologs exzessiv zu zelebrieren.

In anderer instrumentaler Konstellation – etwa bei den "Super Guitars" mit Al Di Meola, Paco de Lucía und John McLaughlin – wurde die Trioform gar zum kommerziellen Hit. Einem allerdings, der Virtuosität extrem in den Vordergrund rückte. Gitarrist Wolfgang Muthspiel ist zur Virtuosität durchaus fähig. Ihm geht es jedoch eher um ihre introvertierte Definition. Die klangliche Ausgestaltung eines Musikgedankens – und gern auch das Aphoristische eines Statements – spielt eine essenzielle Rolle.

Freiheit auskosten

So wird es im Trio mit Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Jeff Ballard im Porgy & Bess eher in die Tiefe der jeweiligen Idee gehen – wie auch deren substanzvolle Ausgestaltung. Es bietet die Triobesetzung ja auch grundsätzlich die Möglichkeit, das Individuelle des einzelnen Spielers deutlich zum Vorschein zu bringen, ohne dabei die Kommunikation innerhalb der Band zu vernachlässigen. Bei Großformationen wird diese Möglichkeit eher erschwert.

Muthspiel, der über hohe stilistische Flexibilität verfügt, sich im Pop erprobt hat wie in der Avantgarde und im Jazzrock, ist der Hauptkomponist des Trios. Seine Stücke werden aber vielleicht auch einfach zu jener Basis, auf der die Spontaneität ihre eigenen Wege gehen wird. Auch das ist Teil der Jazztradition: Kompositionen werden neu gedeutet, sind offene Kunstwerke, die vom Miteinander des Individuellen leben.

Muthspiel sagt es so: "Das wirkliche Miteinander entsteht, wenn jeder bei seiner Linie bleibt und dennoch alle anderen in seinen Kosmos einbezieht." (Ljubisa Tosic, 14.11.2017)