Zur Lage im Jemen gibt es nur eine einzige Sicherheit: Der Krieg hat sich zur humanitären Katastrophe entwickelt. Die Menschen sterben nicht nur bei Bombardements und Terrorattentaten – die Angriffe von Al-Kaida und IS schaffen es nicht einmal mehr in die Medien -, sondern auch an Krankheiten und Hunger. Die jüngste Blockade durch das im März 2015 in den Krieg eingetretene Saudi-Arabien bedroht das Leben von Hunderttausenden, vielleicht Millionen, warnt die Uno.

Was als saudische Brutalität durch die Medien geht, enthält aber auch eine gehörige Portion Verzweiflung. Die Saudis haben im März 2015 in diesen Krieg eingegriffen und keines ihrer Kriegsziele erreicht, wenn man bedenkt, dass auch im "befreiten" Aden Chaos herrscht. International stehen sie – zu Recht – am Pranger für eine Kriegsführung, die auf keine Menschenrechte Rücksicht nimmt (wobei man anmerken muss, dass diese auch für die Rebellen keine Rolle spielen). Und 2017 wurden bereits mindestens vier Langstreckenraketen aus dem Jemen auf Saudi-Arabien abgefeuert: Die jüngste, die am Wochenende über dem Flughafen in der Hauptstadt Riad abgefangen wurde, zeigt, dass die jemenitischen Rebellen nun auch präzise zielen können.

Das erhöht die regionale Eskalationsgefahr noch einmal dramatisch: Nicht nur die Saudis bezweifeln, dass die Rebellen, auch wenn sich drei Raketenbrigaden der jemenitischen Armee auf ihrer Seite befinden, allein zu diesem technologischen Sprung imstande waren. Wenn dann noch iranische Hardliner über den Treffer in Riad jubeln und Dubai zum nächsten Ziel erklären, sieht das wie eine Einladung aus, den Iran in die Schranken zu weisen. Das könnte sich zum Beispiel im Libanon abspielen oder auch in Syrien, womöglich mit israelischer Beteiligung. (Gudrun Harrer, 9.11.2017)