"Super"

Foto: APA/Jäger

"Hervorragend"

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"Ein Training auf hohem Niveau"

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Marbella – Marko Arnautovic zählt überhaupt nicht zur Spezies der Schleimer. Die Verbindung mit Marcel Koller ist eine durchaus enge gewesen, sie profitierten voneinander. Arntautovic wurde binnen sechs Jahre zur verlässlichen Größe im Nationalteam. Er hält bei 66 Länderspielen und 16 Treffern, ist also der Erfahrenste und Schützenkönig im Aufgebot.

Der Hinweis, dass er zu den Ältesten zählt, verursachte einen leichten Auszucker: "Bitte nicht alt sagen!" Es sei somit nicht erwähnt, dass er 28 Jahre alt ist, was Arnautovic beruhigte. Da saß er also Donnerstagmittag im Klubhaus des Marbella Football Centers, den Ellenbogen mit einem Eisbeutel gekühlt. Die Nation muss sich nicht sorgen, Wehwehchen wäre bereits eine schamlose Übertreibung.

Ihm ist prinzipiell wurscht, was über ihn gedacht, gesagt oder geschrieben wird. Als Instinktfußballer ahnt er die Fragen, logischerweise ging es diesmal um seine Einschätzung des neuen Teamchefs Franco Foda. "Super, hervorragend, ein Training auf hohem Niveau. Er ist ehrgeizig, das Betreuerteam ist gut, versteht auch Spaß. Es ist Feuer drin. Wir Spieler sind für Foda alles."

Verantwortung

Wobei Arnautovic betonte, "dass es um Selbstverständlichkeiten geht. Spielst du für dein Land, musst du hundert Prozent geben, da zählen Herz und Liebe." Arnautovic übernimmt weiterhin Verantwortung, sieht sich als Führungskraft ohne Schleife, unterstützt Kapitän Julian Baumgartlinger inhaltlich. "Ich helfe den Jungen, keiner braucht Angst vor mir zu haben, ich tue keinem etwas, bin zu jedem nett."

Bei West Ham United ist die Lage freilich eher uncharmant, der Klub befindet sich in der Abstiegszone, Trainer Slaven Bilic wurde diese Woche gefeuert und durch David Moyes ersetzt. Arnautovic war im Sommer mit rund 29 Millionen Euro Ablöse der teuerste Einkauf in der Klubgeschichte. Er saß zuletzt nur auf der Ersatzbank. Angebliche und tatsächliche Experten erklärten ihn zum "Irrtum".

In den sozialen Medien wird er fertiggemacht, der Tiefe sind auch in England keine Grenzen gesetzt. "Das sind Leute, die kein Leben, keine Arbeit und keine Ahnung haben. Sie sitzen halt vor dem Laptop. Mir ist das wurscht, sollen sie." Er rede die Lage sicher nicht schön. "Ich bin selbst mein größter Kritiker. Mit Vater und Bruder habe ich in der Familie meine großen Kritiker."

Natürlich habe er sich den Start in London anders vorgestellt. "Es war nicht geplant, in der ersten Partie ausgeschlossen zu werden. Es war auch nicht meine Idee, krank zu werden." Mitunter bezeichnet er sich selbst als "Maschine", das gelte nach wie vor. "Es gibt keinen Maschinenschaden. Ich habe einen starken Charakter, West Ham wird noch viel Freude mit mir haben."

Ob Leicester City irgendwann über Aleksandar Dragovic frohlockt, ist offen. Der Innenverteidiger steht maximal im Kader, Stammkraft Christian Fuchs rät zur Geduld. Auf den ersten Einsatz in der Premier League wartet nicht die Welt, aber Dragovic. Es ist nicht so, dass der 26-Jährige ein seelisches Wrack ist, aber er sagte: "In Leverkusen habe ich das Selbstvertrauen verloren." Leicester hat ihn trotzdem ausgeliehen. Dragovic, einer der besten Spezis von Arnautovic und 60-facher Internationaler, über die eigene Befindlichkeit: "Ich kann mich jeden Tag in den Spiegel schaue, habe mir nichts vorzuwerfen."

Übler Geruch

Binnen eines Jahres hat er sieben Trainer genossen. Drei bei Leverkusen, zwei im Team, zwei bei Leicester, dort wurde Craig Shakespeare vom Franzosen Claude Puel abgelöst. Dragovic nahm das im sonnigen Marbella zum Anlass, einen halb-brillanten Scherz kundzutun. "Vielleicht gehen alle, weil ich stinke." Mit Foda, der bleibt, könne er bestens leben. "Die Arbeit macht Spaß. Um 22 Uhr siehst du keinen mehr im Hotel, alle sind hin."

Am 14. November sollten sie freilich munter sein, ab 20.45 Uhr steigt im Happel-Stadion das Länderspiel gegen Uruguay. Es wird ein recht intimes Beisammensein, lediglich 10.000 Karten wurden bisher abgesetzt. Arnautovic sieht das pragmatisch und philosophisch: "Die, die kommen, Hut ab, Respekt. Fans, die nicht kommen, sollen zu Hause bleiben und gar nicht mehr kommen. Entweder man steht hinter dem Nationalteam oder nicht." Die Erwartungen mancher Anhänger seien zu hoch. "Die denken, wir waren Zehnte der Weltrangliste und müssen jetzt Erster werden, aber das spielt’s nicht." Marko Arnautovic schleimt eben nicht. (Christian Hackl, 9.11.2017)