In Österreich ist der Zusammenhang zwischen Bildung und Wohlstand größer als in anderen Ländern.

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Brüssel – In keinem anderen EU-Land hängt der Bildungserfolg vom sozioökonomischen Status und Bildungsniveau der Eltern ab wie in Österreich. Das bestätigte erneut der am Donnerstag veröffentlichte Bericht der EU-Kommission "Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung 2017". Künftige Herausforderungen für die Alpenrepublik sieht die Brüsseler Behörde im anstehenden Generationswechsel bei Lehrern.

Dass Kinder reicher und gut gebildeter Eltern bessere Chancen haben, selber ein hohes Bildungsniveau zu erreichen als sozioökonomisch Benachteiligte, sei auch in anderen EU-Ländern der Fall, sagte der zuständige EU-Kommissar Tibor Navracsics am Donnerstag in Brüssel. In Österreich ist der Zusammenhang jedoch weiter am größten.

"Alarmierender Trend"

Der Bericht basiert auf Zahlen der jüngsten verfügbaren Ausgabe der PISA-Studie sowie auf OECD-Daten. Er wird den EU-Staats- und Regierungschefs beim EU-Sozialgipfel in Göteborg am kommenden Freitag (17.11.) vorgelegt,

Einen "alarmierenden Trend" stellte Navracsics EU-weit bei Defiziten in den Grundkompetenzen fest. Ungefähr jeder fünfte Europäer könne mit 15 Jahren noch nicht das Grundbildungsniveau im "Lesen, Rechnen und Wissenschaften" vorweisen. In dem aktuellen Bericht wurde bei österreichischen Kindern zudem ein geringes Interesse an Wissenschaften festgestellt.

Auch die Herkunft spielt eine große Rolle. "Junge Menschen, die nicht in der EU geboren worden sind, verlassen eher den Bildungsweg", konstatierte Navracsics. Im vergangenen Jahren war dieser Wert doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt. Auch in Österreich besteht dem Bericht zufolge nach wie vor ein großer Bildungsunterschied zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Allerdings würden auch Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen fortgesetzt werden.

Aber auch Ermutigendes

"Sehr ermutigend" bezeichnete Navracsics indes, dass der Anteil der Schulabbrecher in der EU kontinuierlich sinkt. Der Wert betrug 2016 demnach 10,7 Prozent und lag damit knapp über dem für 2020 anvisierten Ziel von 10 Prozent. Österreich schneidet hier gut ab: Die Quote der frühen Schulabgänger ging erneut leicht auf 6,9 Prozent zurück.

Auch als Erfolg verbuchte der Bildungskommissar den Anstieg von Investitionen im Bildungsbereich in ungefähr zwei Drittel der EU-Länder. Real haben die Investitionen von 2014 auf 2015 ein Prozent zugenommen, erläuterte Navracsics.

Als Herausforderungen listete die EU-Kommission für Österreich den bevorstehenden Generationswechsel bei den Lehrern – mehr als 40 Prozent der Lehrer seien derzeit über 50 Jahre. Auch um die Digitalisierung müsse sich die Alpenrepublik kümmern. Dort seien zwar große Anstrengungen unternommen worden, die Ergebnisse seien bisher aber beschränkt.

Im Jänner 2018 soll der erste EU-Bildungsgipfel stattfinden, kündigte Navracsics an. (APA, 9.11.2017)