Der Künstler und Theoretiker Peter Weibel hat mit der Grazer Besetzungspolitik keine Freude.

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Graz – Nach der umstrittenen Postenbesetzung für die kaufmännische Leitung des Universalmuseums Joanneum (DER STANDARD berichtete) gibt es in der Steiermark erneut den Vorwurf des politischen "Postenschachers". Diesmal geht es um die Stelle des Grazer Kulturamtsleiters. Die schwarz-blaue Stadtregierung entschied sich für den Ex-SPÖ-Kulturstadtrat Michael Grossmann.

Aus Protest dagegen tritt die namhafte Jury des Grazer Kunstpreises nun zurück: Ausschreibung wie Hearing seien eine "unerträgliche Farce" gewesen. "Es tut uns sehr leid, aber wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. In der Kunst und der Wissenschaft zählt – wie in allen anderen Bereichen auch – allein fachliche Kompetenz. Parteibücher haben dabei nichts verloren", so die Juroren Gertrude Celedin, Anselm Wagner und Peter Weibel.

"Wir können nicht widerspruchslos hinnehmen, dass hier zuerst eine Ausschreibung auf den Parteikandidaten des Bürgermeisters zugeschnitten wurde, namhafte BewerberInnen zum Hearing eingeladen, dann aber aus Angst, diese könnten dem Parteikandidaten gefährlich werden, wieder ausgeladen wurden und als dann dieser Parteikandidat 'überraschenderweise' gegen seine wenigen verbliebenen Mitbewerber durchgesetzt wurde, dies von der Stadtregierung allen Ernstes als 'offenes Rennen' und 'objektives Verfahren' verkauft wurde", heißt es in der Stellungnahme der Jury.

Michael Grossmann hatte sich im vergangenen Grazer Gemeinderatswahlkampf von der SPÖ getrennt und war offen für ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl eingetreten. Für den Posten des Kulturamtsleiters soll es zunächst 60 Bewerbungen gegeben haben. Grossmann galt als Wunschkandidat des Bürgermeisters.

Die Grazer Oppositionsparteien forderten eine Neuausschreibung, FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustacchio hielt entgegen, dass "alles korrekt abgelaufen" sei. "Das Hearing hat gezeigt, dass zwei Kandidaten geeignet gewesen wären, Grossmann hat einfach mehr überzeugt." Die Personalie soll am 16. November im Grazer Stadtrat nun auch formal beschlossen werden. (Stefan Weiss, 8.11.2017)