Der Wunsch, die eigene Katze zu sein: Sie schläft, während das Körperbewusstsein sich zur Kerze aufschwingen will.

Foto: iStock

Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Insofern will sie gesund bleiben und treibt deshalb Bewegungsprojekte voran – mehr oder weniger erfolgreich.

Der Körper ist ein fauler Sack. Das denke ich mir immer wieder, wenn ich mich gemütlich aufs Sofa fläze – und sogar zu faul bin, mir ein Getränk aus der Küche zu holen. Faul ist dabei ein sehr variabler Begriff. Denn der Körper macht immer nur genauso viel wie unbedingt notwendig.

Je mehr Bewegung man von ihm einfordert, umso fitter fühlt sich das insgesamt an. Und irgendwie liegt es doch auf der Hand, dass man sich täglich bewegen sollte. Meine neuen Nachbarn zum Beispiel, die trainieren zu Hause. Das merke ich, weil eine Stunde lang die Wände beben. Und ich im Grunde genommen denke, dass ich das auch machen sollte.

Bandscheiben entlasten

Zu Hause trainieren, das ist doch das Beste. Keine Anfahrtswege ins Fitnessstudio, flexible Zeiten – und mein Wohnzimmer ist groß (und leer) genug, um dort eine Yogamatte ausrollen zu können. Für die Rückenübungen: Vor allem der Latissimus, der lange Muskel am Rücken, soll stark werden. Weil er stützt, deshalb meine Bandscheiben entlastet und dadurch Kreuzweh verhindert.

Rückenfitness-Übungsprogramme gibt es im Internet en masse. Ich rolle also gleich nach dem Aufstehen meine Yogamatte aus, platziere den Laptop und starte los. Ein bisschen aufwärmen, rechtes Bein, linke Schulter: Bücken, Stützen, Beugen, Strecken – und alles in 30-fachen Wiederholungen. In zwei Wochen fallen mir auch 60 Situps leicht, sagt der Trainer. Mal sehen.

30 Wiederholungen sind nicht wenig. Und irgendwann bei 20 beißen mich die Muskeln. Ich höre auf. Beim Sport bin ich eine Meisterin im Schummeln. Ruhe mich ein bisschen aus, muss ja auch erlaubt sein. Das findet auch meine Katze ziemlich gut, die sich ganz gemütlich auf meine Yogamatte platziert und laut zu schnurren beginnt.

Und dann noch das Tier

Sie schnurrt generell wenig, die raue Plastikmatte scheint ihr zu gefallen – und ich will sie nicht sofort wegscheuchen. Sie bleibt auch bei der Übung "Katzenbuckel", sie bleibt beim Ausfallschritt, sie bleibt sogar in der Brücke. Ich turne um die Katze herum.

Dann aber gibt es beim Trainieren zu Hause noch eine Hürde. Eine ganz leichte, gräulich-luftige Hürde. Es sind die Wollmäuse unter den Sesseln, die sanft hin und her fliegen, während ich im abschauenden Hund insgesamt 25 Atemzüge lang verharre. Dann springe ich auf, hole den Putzfetzen und wische den Boden auf – dabei wollte ich doch eigentlich meine Rückenübungen durchziehen.

Langer Rede kurzer Sinn: Eine Woche lang habe ich versucht, zu Hause zu trainieren. Aus der anfänglichen Stunde wurden 20 Minuten, auch in dieser Zeit fand ich es nicht besonders lustig, und insgesamt musste ich meine Matte jedes Mal vor der Katze verteidigen – und nachher staubsaugen. Die Heizsaison kurbelt die Staubproduktion an, das war mir eigentlich nie so bewusst. Ich bin selten am Boden.

Also habe ich mit dem Training zu Hause wieder aufgehört. Ich bin eher ein Fitnessstudiotyp, jemand, der gerne mit anderen trainiert, jemand, der Staubsaugen nicht als Sport verstehen will, und jemand, der schwächer als seine Katze ist. Mein Latissimus soll wegen all dieser Hürden nicht der Leidtragende sein. Ich halte den Stundenplan fürs Training außer Haus ein. Unbedingt. (Karin Pollack, 12.11.2012)