Franco Foda blickt in die Zukunft.

Foto: APA/Jäger

Feinste Bedingungen in Marbella.

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Marbella – Am Eingang des Marbella Football Centers sind Größen dieses Sports sozusagen in Stein gemeißelt. Nur ihre Köpfe, 40 an der Zahl, sie dürften aus Ton geformt sein, nicht maßstabsgetreu, deutlich geschrumpft. Der Künstler hat sich redlich bemüht, man erkennt die Gesichter aber vor allem daran, dass drunter die Namen geschrieben sind. Pelé, Puskás, Telê Santana, Zoff. Österreicher ist keiner dabei. An den Wänden des mehrstöckigen Klubhauses hängen hinter Glas gerahmte Dressen mit Unterschriften, frage nicht, wer aller schon da gewesen ist. Die Nationalteams von Deutschland, Argentinien (Messi-Trikot) oder Litauen, Inter Mailand, Arminia Bielefeld und Red Bull Salzburg. Nicht zu vergessen die österreichische U19. In den nächsten Tagen wird ein Platzerl fürs A-Team geschaffen. Franco Foda wird seinen Namen drauf kritzeln. Neben, unter oder über Marko Arnautovic, da gibt es keine Regel.

Am Montag sind die Spieler in Marbella eingetroffen, sie kamen von irgendwo angeflogen, nicht aus München, David Alaba musste aufgrund einer Muskelverletzung im Oberschenkel absagen. Um Verschwörungstheoretikern den Wind aus dem Segel beziehungsweise die Flausen aus dem Kopf zu nehmen, sei festgestellt, der Mann ist wirklich nicht fit für ein Trainingslager in Spanien und ein Ländermatch am 14. November in Wien gegen Uruguay.

Am Montagabend haben der neue Teamchef Foda, der ebenfalls frische Sportdirektor Peter Schöttel und ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold vor versammelter Schar gesprochen, die Vergangenheit wurde kurz auf- und abgearbeitet. Schöttel: "Wir schauen jetzt nach vorne." Ein Generationswechsel ist nicht ganz von der Hand zu weisen, die Rücktritte von Zlatko Junuzovic und Martin Harnik belegen das, auf ein Wiedersehen mit Marc Janko sollte nicht gewettet werden. Acht Kadermitglieder arbeiten in der heimischen Bundesliga. In der sechsjährigen Ära des Marcel Koller waren es null bis drei.

Dienstagvormittag, Trainingseinheit im Football Center, Sonnenschein, 20 Grad Celsius. Ein anderer Platz ist vom englischen Premier-League-Klub Huddersfield Town belegt, auch dieses Trikot wird bald gerahmt sein. Aufwärmübungen, Kurzpassspiel auf engem Raum, Tempowechsel, aggressives Attackieren. Foda hat mehr Gesten als Koller drauf, er streckt zum Beispiel die Arme aus, was natürlich noch kein Qualitätskriterium ist. Seine Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics halten sich im Hintergrund, Klaus Lindenberger kümmert sich vordergründig um die Tormänner, er ist das Überbleibsel aus Kollers Team. Foda sagt "gut Jungs", "bravo", oder "jawohl", das spricht für soziale Kompetenz, positive Motivation. Manchmal unterbricht er den Reigen mittels Pfiff, aber wirklich nur manchmal.

Mehr als nur Minuten

Um 14 Uhr gab Foda im Beisein von Julian Baumgartlinger und Alessandro Schöpf eine Pressekonferenz. Der Teamchef hinterließ einen souveränen Eindruck, lobte die neue Welt. "Die Mannschaft hat Qualität und Charakter. Wir lernen uns kennen, ich verschaffe mir einen Überblick." Am Abend, nach der zweiten Einheit, begann Foda mit den Einzelgesprächen. "Jedes wird länger als fünf Minuten dauern." Baumgartlingers Hüfte ist geprellt, er übt noch individuell, behält die Kapitänsschleife. Foda: "Ich sehe keinen Grund, etwas an dieser Hierarchie zu ändern, die ergibt sich von selbst." Baumgartlinger hatte ja den ÖFB wegen der Trennung von Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Koller heftig kritisiert. Wie er die Lage nun sieht? "Ein Neustart, wir können uns wieder voll auf den Fußball konzentrieren. Ich bin ein offener Mensch."

Im Kader ist nur ein Spieler älter als 30 (Ulmer). Foda: "Das war mir nicht bewusst, es kommt aufs Können an." Nach dem Lehrgang will er mit Koller telefonieren. "Das gehört sich. Er hatte einen guten Draht zur Mannschaft." Mit Sturm Graz ist Foda nie in Marbella gewesen. "Die Bedingungen hier sind optimal." Sprachs und fuhr an den Tonköpfen vorbei zur nächsten Besprechung. (Christian Hackl, 7.11.2017)