Zur Zeit der Dinos bevorzugten die meisten Säuger die Dunkelheit.

April Isch, University of Chicago

London/Wien – Als die Dinosaurier noch die Herrscher des Planeten waren, beschränkten viele meist nur mausgroßen Säugetiere (wie hier abgebildet Rugosodon eurasiaticus) ihre Aktivitäten auf die Nacht. So dachte man jedenfalls bis jetzt, ohne dafür eindeutige Beweise zu haben. Ob diese These stimmt und wann die ersten Säugetiere auf Tagaktivität umstellten, waren aber ungeklärte Fragen.

Unklar war freilich auch, ob sie sich je würden klären lassen, denn anhand von Fossilien ließen sie sich nur schwer beantworten: Tag- und Nachtaktivität bei Tieren kann man am besten an Weichteilen ablesen, wie zum Beispiel der Netzhaut.

Stammbaumrekonstruktionen

Forscher um Roi Maor von der Universität Tel Aviv haben nun aber eine neue Methode entwickelt, die recht konkrete Antworten liefert. Sie verwendeten zwei Stammbäume, die nicht nur Aufschlüsse geben, welche heute lebenden Arten welche Vorfahren haben und wann sie entstanden sind. Neben den 2415 lebenden Arten von Fledermäusen bis zu den Elefanten fütterten Maor und Kollegen ihr Modell mit Daten, ob die Tiere tagaktiv, nachtaktiv oder beides sind.

Umstellung von Nacht auf Tag

Diese Stammbäume, die fast alle Säugetiere abdecken, verfolgten die Forscher 150 Millionen Jahre zurück und kommen im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution" zu einem eindeutigen Ergebnisse: Säugetiere begannen ziemlich genau vor 65 Millionen Jahren tagaktiv zu werden, also kurz nachdem die Dinosaurier verschwunden waren. "Es ist sehr schwer, die Theorie zu beweisen", gibt Maor zwar zu bedenken, "aber unsere Ergebnisse stützen sie."

Zu den ersten Tieren, die rein tagaktiv wurden, zählten laut der Studie übrigens die Vorfahren des Affen – und damit von uns Menschen. (tasch, 6.11.2017)