Sturms Philipp Huspek (links) und Louis Schaub am 19. August bei der Arbeit.

Foto: APA/HANS PUNZ

Wien/Graz – Goran Djuricin ist seit Dienstag ein richtiger Trainer. Das heißt natürlich nicht, dass er bis dahin ein falscher war. Er hat aber die Uefa-Pro-Lizenz, das Ticket in die große Welt des Fußballs, erworben. Die Abschlussprüfung war hart und gerecht, der ehemalige ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner hat sie abgenommen.

Djuricin könnte rein theoretisch Real Madrid oder das brasilianische Nationalteam betreuen, Rapid ist freilich weit realistischer und faktisch. Er hat nicht mit Auszeichnung oder "Gut" bestanden, der 43-Jährige ist einfach nur durchgekommen. Schulnoten werden generell überschätzt. "Im Teilgebiet Praxis habe ich aber ein ,Sehr gut' bekommen."

Goran Djuricin erklärt seine Noten.
Foto: APA/HANS PUNZ

Die erste Dienstreise mit Lizenz führt nach Graz, am Samstag (16 Uhr im Liveticker) steigt in der seit Tagen restlos ausverkauften Merkur-Arena der Schlager gegen den Tabellenführer Sturm. "Das wird a schwierige G'schicht. Spiele gegen Sturm haben längst Derbycharakter."

Die Liebe des Teamchefs

Für zusätzliche Brisanz oder zusätzlichen Spaß sorgt das Faktum, dass Franco Foda Montagabend zum Teamchef gekürt wurde. Allerdings betreut er die Grazer ("Sturm ist meine zweite große Liebe, die erste ist meine Frau") noch bis zur Winterpause.

Diese Doppelfunktion ist zumindest in Österreich eine einmalige Geschichte, diesbezügliche Erfahrungswerte gibt es also nicht. Djuricin glaubt an keine konkreten Auswirkungen. "Foda ist authentisch, erfahren, er weiß, was er tut. Er wird damit kein Problem haben. Es wird eine heftige Partie auf Topniveau. Es können viele, aber auch wenig Tore fallen, wir müssen die richtige Balance finden."

Rapids Sportvorstand Fredy Bickel hätte bevorzugt, "wäre die Teamchefentscheidung später gefallen. Dann hätten die Spieler von Sturm eine Ungewissheit gehabt. Jetzt können sie mit der Situation umgehen." Foda, so Bickel, werde mit hundert Prozent bei der Sache sein. "Er will ja nicht sein Gesicht verlieren."

Der doppelt belastete Franco Foda.
Foto: APA/HANS PUNZ

Der Neo-Teamchef wischt sämtliche Bedenken vom Tisch. "Ich bin mit Leib und Seele Sturm-Trainer. Es ist das Spiel des Jahres." Ab Sonntag hat er Kurzurlaub, um das Nationalteam in Marbella auf das Testspiel am 14. November gegen Uruguay vorzubereiten.

Sturm stellt dank Foda dreieinhalb Teamkicker (Alar, Hierländer, Siebenhandl fix, Röcher auf Abruf), Rapid zweieinhalb (Schaub, Schobesberger fix, Schwab auf Abruf). Foda müsste auch die Rapidler beobachten, aber das verschiebt er wohl in den Urlaub und ins Jahr 2018. Rapid ist seit zehn Pflichtpartien ungeschlagen, Djuricin wie Bickel empfinden diesen Lauf als angenehm. "Es ist aber kein Grund abzuheben. Wir sind im Soll, nicht mehr und nicht weniger. Wir bleiben demütig."

Umschalten

Djuricin geht davon aus, dass Foda ein 4-4-2-System praktizieren lässt (bei Sturm, nicht unbedingt später bei Österreich). Er lobt die Grazer vielleicht nicht in den Himmel, aber doch über den grünen Klee. "Großartiges Umschaltspiel, eine extrem fleißige Mannschaft." Rapid wird selbstverständlich nicht mit Faulheit dagegenhalten. "Wir müssen versuchen, zu kombinieren."

Die Hütteldorfer haben viermal in Folge 1:0 gewonnen, minimaler geht es nicht. Sturm ist vor dem Tor effizienter, Deni Alar führt mit neun Treffern die Schützenliste an. Als Ex-Rapidler wird er hoch motiviert sein, wobei Djuricin wenig von zusätzlichen Motivationsschüben hält. "Er war ja auch bei Rapid gut, war leider oft verletzt."

Sturm hatte noch nie nach 13 Runden 31 Punkte, der legendäre Ivica Osim schaffte einmal 30. Alar brennt aus folgendem Grund auf die Partie. "Es sind die einzigen Teams, wo die Fans unglaublich Stimmung machen." In Wien gewann Sturm am 19. August mit 2:1. Aber damals war Foda nicht doppelt belastet, und Djuricin steckte in der Ausbildung. (Christian Hackl, 3.11.2017)

Mögliche Aufstellungen:

SK Sturm Graz – SK Rapid Wien (Graz, Merkur-Arena, 16.00 Uhr, SR Muckenhammer)
Saisonergebnis 2017/18: 2:1 (a). 2016/17: 1:1 (h), 2:1 (a), 2:1 (h), 0:1 (a)

Sturm: Siebenhandl – Koch, Maresic, Lykogiannis, Potzmann – Hierländer, Zulj, Jeggo, Röcher – Huspek, Alar

Ersatz: Schützenauer – Schulz, Lovric, Schoissengeyr, Puchegger, Zulechner, Filip

Es fehlen: Schmerböck (bei Amateuren), Spendlhofer (muskuläre Probleme), Gratzei (Magen-Darm-Infekt)

Fraglich: Schulz (nach Magen-Darm-Infekt)

Rapid: Strebinger – Auer, Sonnleitner, Galvao, Bolingoli – Ljubicic, Schwab – Schaub, Murg, Schobesberger – Kvilitaia

Ersatz: Knoflach – M. Hofmann, Schrammel, Keles, Petsos, Ve. Berisha, Joelinton

Es fehlen: Dibon, Mocinic, Pavelic, Thurnwald (alle verletzt)