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In Manhattan gedachten Trauernde in der Nacht auf Donnerstag der Opfer des Terroranschlags vom Vortag. Der Täter, Sayfullo Saipov, gestand die Tat derweil ohne Reue.

Foto: AP/ Andres Kudacki

Washington/Wien – Sayfullo Saipov erschien in der Nacht auf Donnerstag mit ernsten Zügen vor dem Gericht in New York, Hände und Füße gefesselt und in einem Rollstuhl sitzend. Der Usbeke bestätigte seinen Namen in ruhiger Stimme und erhob keinen Widerspruch gegen die Vorwürfe, die ihm zur Last gelegt wurden: Unterstützung einer ausländischen Terrorgruppe – des "Islamischen Staats" (IS) – und den "gefährlichen Missbrauch eines Fahrzeuges" zum Mord an acht Menschen. Bei der Polizei soll er zudem darum gebeten haben, die IS-Flagge in seinem Haft-Krankenzimmer aufhängen zu dürfen. Der IS feierte den Attentäter als "Soldaten des Kalifats". Saipov fühle sich gut angesichts seiner Tat, hatte er gesagt.

US-Präsident Donald Trump zitierte diese Worte in einem Tweet zum Anschlag, dem ersten von mehreren, in denen er die Todesstrafe für den Attentäter verlangte. Zuvor hatte er noch gefordert, Saipov in die Haftanstalt von Guantánamo verlegen zu lassen, was er dann aber angesichts der langen Verfahrenzeit wieder verwarf. Die Forderung des Staatschefs nach der Todesstrafe hingegen wäre erfüllbar. Zwar existiert diese Strafform im Staat New York seit Jahrzehnten nur noch auf dem Papier – doch das Bundesrecht, nach dem zuletzt mehrere Terroranschläge verfolgt wurden, böte diese Möglichkeit. Problematisch ist hingegen Trumps eilige öffentliche Forderung: Sie könnte Verteidigern Saipovs eine Möglichkeit bieten, von Vorverurteilung durch das Staatsoberhaupt zu sprechen. Dies müsste das Gericht begünstigend für den Angeklagten in die Urteilsfindung aufnehmen. Aussagen Trumps, das US-Rechtssystem sei "ein Witz", schien seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zurückzunehmen.

Videos von Hinrichtungen

Zugleich mit der politischen Diskussion arbeitete die Polizei in New York fieberhaft an der weiteren Aufklärung des Verbrechens. Wie US-Medien am Dienstag meldeten, gab es an einer Verbindung des Angeklagten zum IS nur noch sehr wenige Zweifel. In seinem Besitz wurden mehrere Tausend Propagandabilder gefunden. Videos auf seinem Handy sollen Kriegsverbrechen des Islamisten in Syrien und im Irak zeigen, darunter Hinrichtungen und Folter.

Ob es weitere Hintermänner der Tat gegeben hat, war noch immer nicht ganz klar. Saipov soll via Handy mit einer weiteren Person in Kontakt gewesen sein, die dem IS angehört und von den Behörden im Ausland vermutet wird. Die Suche nach mehreren weiteren Usbeken endete vorerst ohne eine weitere Festnahme: Ein 32-Jähriger wurde von den Ermittlern befragt. Er soll im Kontakt mit dem Angeklagten gestanden sein.

Nachbarn in Saipovs Wohnort Paterson, New Jersey, wollen den späteren Täter in den Tagen vor dem Anschlag gemeinsam mit anderen Männern am Steuer des Tatwagens gesehen haben. Seine Frau, mit der er drei Kinder hat, soll mit der Polizei kooperieren.

An früheren Wohnorten Saipovs erinnert man sich an ihn unterschiedlich: In Cuyahoga Falls, Ohio, galt der damals frisch Eingewanderte als leicht reizbar. Mehrfach soll er deshalb Jobs verloren haben, weil er sich mit Kunden anlegte. In Tampa, Florida, fiel er zwar nicht den Nachbarn, aber seinem Imam auf. Er will ihn laut Medien zur Ruhe geraten und zur Beschäftigung mit dem gemäßigten Islam ermahnt haben. In den Moscheen Patersons will man sich nicht an Saipov erinnern. Nachbarn berichten, dass er mehrfach bis zu 30 Gäste hatte, die sich in seinem Haus zum Gebet trafen.

Wie Donnerstag bekannt wurde, soll er den Tatort vor dem Anschlag einige Male besucht haben. GPS-Protokolle des Taxidienstes Uber, für den er zeitweise arbeitete, zeigen, dass Saipov letzte Woche den West Side Highway entlanggefahren war. Laut Ermittlern soll sein eigentliches Ziel gewesen sein, Halloween-Feiernde zu töten. Beim Pflicht-Hintergrund-Check für Uber-Fahrer war er nicht aufgefallen. (Manuel Escher, 2.11.2017)