"Die neue Lust am Fürchten" titelte am Samstag der "Kurier" und bezog sich damit weder auf Halloween noch auf die entscheidenden Wahlmotive der jüngsten Nationalratswahl, sondern darauf, dass 2017 jetzt schon als das für Horrorfilme erfolgreichste Jahr aller Zeiten gilt. Speerspitze dieses Booms ist "Es", ein Streifen, dessen Schreckwirkung nicht auf Überraschungseffekten zu beruhen scheint, handelt es sich bei der Gruselclowngeschichte doch um eine Neuverfilmung.

Genau das Gleiche gilt auch für aktuelle Angstszenarien, wen die FPÖ wohl in die nächste Regierung entsenden wird. Auch hier sorgt das zwischen 2000 und 2006 entstandene Originaldrehbuch für eine gewisse Erwartungshaltung, die einst von der nicht unbedingt für linkshysterischen Alarmismus bekannten "Presse" in einer Überschrift auf den Punkt gebracht wurde: "Macht für ÖVP, Schmiergeld für FPÖ".

Basis dieser Einschätzung sind die Erfahrungen mit diversen Glücksrittern, Abstaubern und Abkassierern, die über Jahre das Bild des freiheitlichen Regierungspersonals prägten. Offensichtlich so intensiv, dass dazu selbst H.-C. Strache keine Alternativen einfielen. Seine einzige von ihm offiziell als Schattenkabinett deklarierte Wunschliste stammt von 2012 und beinhaltet einige, dem bisherigen Image entsprechende Schmankerln wie Uwe Scheuch als Infrastruktur- oder Harald Dobernig als Finanzminister.

Nun könnte man zwar argumentieren, die Übersiedlung des Umweltministeriums nach Klosterneuburg zeige, dass auch Ministerien in Stein oder Graz-Karlau machbar sein sollten. Wahrscheinlicher ist aber, dass sich die FPÖ nach neuen Leuten umschauen wird.

Wo diese derzeit gesucht werden, weiß Michael Krüger, mit 25 Tagen Amtszeit nicht nur der kürzestdienende Minister der Zweiten Republik, sondern dadurch auch der FPÖ-Minister mit der untadeligsten Bilanz im 21. Jahrhundert. Im "Kurier"-Interview warnt er vor den in der Partei überrepräsentierten Burschenschaftern, die "nichts in einer Regierung verloren haben".

Dabei handelt es sich teilweise um Leute, die sich in der ideologisch gefestigten Gesellschaft von Holocaust-Leugnern wohler fühlen als in jener der eher auf monetären Eigennutz fixierten Grassers, Scheibners und Gorbachs.

Wird sich also der künftige FPÖ-Minister-Typus grundlegend von seinen Vorgängern unterscheiden? Das muss nicht sein. Wie eine "Best of both worlds"-Variante aussehen könnte, zeigt der als möglicher Justizminister genannte Peter Fichtenbauer. Das Mitglied der "Ferialverbindung deutscher Hochschüler Waldmark" machte bereits durch ein gemeinsames Büro mit dem im Zentrum der Eurofighter-Bestechungsermittlungen stehenden Herbert Werner sowie einen geplatzten 300-Millionen-Euro-Geldwäsche-Deal rund um einen Saudi-Prinzen auf sich aufmerksam.

Sollten sich neue blaue Minister am Wirken ihrer Vorgänger orientieren, hätte ihre Partei wenigstens in einem Punkt recht behalten: Da sich die als Personalreservoir infrage kommenden Burschenschaften zur deutschen Nation bekennen, könnte der oft prognostizierte Anstieg der Ausländerkriminalität dramatische Ausmaße annehmen. (Florian Scheuba, 1.11.2017)