Wenn der Nationalsozialismus für das ultimative Böse im Menschen steht, dann demonstriert spätestens seit dem jüngsten Teil die "Wolfenstein"-Serie all das, was man dem ultimativ Bösen antun möchte. In einer Zeit, in der die ganze Welt immer extremer zu werden scheint und in der große Teile des Westens zur fatalistischen Abwechslung wieder einmal nationalistische Führer Politiker groß macht, bietet sich "Wolfenstein 2: The New Colossus" mit der Subtilität eines Fleischwolfs und dem Humor eines Henkers zumindest als kurzfristige Katharsis für aufgeklärtere Geister an. Und abseits des ernsten Hintergrunds ist Teil zwei ein verdammt guter Shooter geworden, der dem großen Erbe der Serie als Genrepionier gerecht wird. Entgegen des Branchentrends ist das ein vollwertiges Einzelspielerepos, das sich selbst treu bleibt, auf kommerzielle Auswüchse wie Lootboxen verzichtet und mit tarantinoesken Charakteren ein Schlachtfest für Splatterfreunde bietet. Die USA vor (Zukunfts)nazis zu befreien, war nie brutaler, befriedigender und aktueller als heute.

Aus meiner Sicht der einzige – und 2017 absurd lächerliche – Wermutstropfen ist, dass die Fassung für Deutschland und Österreich nicht nur abermals geschwärzt wurde, sondern es auch keine Möglichkeit gibt, damit die um zwei Klassen bessere englische Sprachausgabe zu genießen. Da brauchen sich weder Staat noch Hersteller darüber wundern, wenn Spieler zu Importen greifen. (Zsolt Wilhelm, 1.11.2017)

"Wolfenstein 2: The New Colossus" ist ab 18 Jahren für PC, PS4 und Xbox One erschienen. Eine Umsetzung für Nintendo Switch folgt 2018. UVP: 59,99 Euro.

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