Dutzende bis Hunderte Buckelwale auf einem Fleck: Da muss wohl Nahrung im Spiel sein.
Foto: Jean Tresfon/PLOS ONE

Kapstadt – Noch vor 30 Jahren waren Buckelwale in südafrikanischen Gewässern ein eher seltener, allenfalls vereinzelter Anblick. Im Herbst 1990 aber kamen ein paar dieser bis zu 30 Tonnen schweren Meeressäuger vor der südwestlichen Küste Südafrikas zu einem unerwarteten Treffen zusammen. In den folgenden paar Jahren wurden es immer mehr. Mittlerweile versammeln sich für mehrere Monate hunderte Buckelwale in einem kleinen Gebiet und niemand wusste bis vor kurzem, was der genaue Grund dafür ist, obwohl ein Überangebot an Nahrung als Ursache vermutet wurde.

Nun ist es Wissenschaftern gelungen, diese Annahme zu bestätigen und damit das Rätsel um das seltsame Walverhalten zu lösen. Eine Gruppe um den Meeresbiologen Mduduzi Seakamela vom südafrikanischen Umweltministerium und Kenneth Findlay von der Cape Peninsula University of Technology in Kapstadt stellte fest, dass die Meeresriesen zu einem regelrechten All-you-can-eat-Buffet zusammenkamen, um sich ihre Bäuche vollzuschlagen. Ihre Resultate stellten die Wissenschafter dieser Tage bei einer Konferenz der Society for Marine Mammalogy in Halifax, Kanada, vor.

Buckelwale mit Kameras

Um zu ihren Ergebnissen zu kommen, hatten die Forscher an etwa einem Dutzend der Buckelwale kleine Kameras befestigt, die mit Bewegungssensoren und Tiefenmessern ausgestattet waren. Zunächst zeigten die Instrumente keinerlei Auffälligkeiten: Die Tiere verteilten sich über eine große Meeresfläche, ihre Nahrungsaufnahme verlief wie gewohnt, also eher gemächlich und ohne große Hektik. Das spiegelt sich auch in der dort beobachteten Krill-Dichte wider, die im üblichen Rahmen blieb.

Video: Buckelwale am All-you-can-eat-Buffet vor der südafrikanischen Küste.
Science Magazine

Eines Tages aber änderte sich die Situation wie aus heiterem Himmel: Die Buckelwale strebten plötzlich einem winzigen Gebiet zu und zeigten ein Verhalten, das man in dieser Art noch nie zuvor beobachtet hatte. Normalerweise fressen Buckelwale in Gruppen von zwei bis drei Tieren, indem sie synchron abtauchen und dabei im Schnitt rund 30 Mäuler voll Wasser mit Krill pro Stunde aufnehmen.

Stundenlange Völlerei

In diesem Fall aber tummelten sich Dutzende Tiere neben und fallweise auch übereinander und schnappten dabei mehr als 50 Mal pro Stunde zu. Wie sich herausstellte, war der Grund dafür, dass die dortige Krill-Dichte in einer rund 40 Meter dicken Wasserschicht mit 107 Gramm Krill pro Kubikmeter nahezu doppelt so hoch war wie üblich.

Die Buckelwale verbrachten dabei mehrere Stunden mit Fressen, ehe sie das leergefegte "Buffet" schließlich in Kleingruppen wieder verließen. Was die Wissenschafter besonders verblüffte, war die Tatsache, dass allein simple Veränderungen in der Nahrungskonzentration sehr schnell nachhaltige Verhaltensänderungen bewirken können. Dies unterstreiche auch, dass die Beutedichte eine wichtige Rolle bei der Evolution von Jagdstrategien spielen dürfte, so die Forscher.

Und nicht zuletzt weist das Verhalten der Buckelwale auf eine interessante Kommunikation der Tiere untereinander hin. Immerhin haben über die Jahre mehr und mehr Wale erfahren: Wenn man sich so richtig den Wanst vollschlagen will, muss man in den Küstengewässern Südafrikas vorbeischauen. (tberg, 5.11.2017)