Jil Sander gehört zu den einflussreichsten Modedesigner/innen ihrer Generation.

Foto: Peter Lindbergh für Marie Claire Germany

Ihre Handschrift ist der Inbegriff des "Weniger ist mehr": Jil Sander, die "Queen of Less", eroberte in den 1970ern vom feinen Hamburg Pöseldorf aus die Welt der Mode. Nun, einige Zeit nach ihrem Verschwinden aus dem Tagesgeschäft, wird die Frau, die für ihre Kundschaft immer mehr war als irgendeine weitere Modedesignerin, eine Ausstellung gewidmet. Und was für eine!

Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt, das seit Berufung ihres Leiters Matthias Wagner K 2012 die Mode stärker in den Fokus rückt, räumte gleich das ganze Haus für sie. Auf rund 3000 Quadratmetern gibt es nun in dem lichten Bau des Architekten Richard Meier (er war für Sander auch ein Grund, ihre Ausstellung in Frankfurt zu zeigen) die Designerin von vorne, von hinten und von seitwärts zu erfahren: "Eine Puppenparade" mit getragener Kleidung hätte sie nicht ertragen, erklärte die Designerin im Vorfeld. Die ist es nicht geworden. Stattdessen gibt es neben Modeaccessoires, Kosmetik und Kampagnen Videos und Installationen zu entdecken.

Die Ausstellung kommt zum richtigen Zeitpunkt. Jil Sander verkaufte ihre Marke 2000 mehrheitlich an Prada, stieg im Jahr 2004 und nach einer kurzen Rückkehr 2013 als Designerin aus. Jetzt ist ihr modisches Erbe wieder im Gespräch. Nach dem Hype um Gucci wurde in Mailand die Neuausrichtung des Labels unter Lucie und Luke Meier beklatscht. Die Mode lechzt wieder nach Purismus! (Anne Feldkamp, RONDO, 3.11.2017)