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Foto: AP/Schrader

München/Köln – Auch Ralph Hasenhüttl hätte nicht gedacht, dass der Heynckes-Effekt beim FC Bayern eine derartige Blitz-Wirkung entfacht. Und so war der Steirer nach dem Münchner Überzahl-2:0 gegen Leipzig auch der erste Gratulant. "Glückwunsch an Jupp und seine Jungs zum Sieg und zur Tabellenführung. Das ging ja verdammt schnell. Du hast nicht lange gebraucht – und ihr seid ganz vorne", sagte Hasenhüttl.

Der 72-jährige Heynckes hat nach seiner Rückkehr aus dem Ruhestand einen märchenhaften Comeback-Lauf erwischt, bei dem wie auf Knopfdruck alles funktioniert und die Titel-Konkurrenten tatkräftige Hilfestellung leisten. Borussia Dortmund stürzt in eine Krise – und dem Herausforderer der Zukunft, RB Leipzig, fehlt es einfach noch an Reife, um den deutschen Rekordchampion ernsthaft zu fordern.

Nach 13 Minuten am Ende

Drei Tage nach dem glücklichen Bayern-Erfolg im DFB-Pokal standen die Leipziger im Kampf um die Liga-Hoheit schnell als Verlierer da. Im Topspiel wurde mit der Roten Karte für RB-Kapitän Willy Orban nach einer unglücklichen Notbremse gegen Arjen Robben früh der Stecker gezogen. "Wir waren leider schon nach 13 Minuten mit unserem Matchplan am Ende", stöhnte Hasenhüttl.

Der Platzverweis nach Videobeweis, den alle Leipziger als "völlig regelkonform" akzeptierten, war ein Vorteil, den die Bayern im Gegensatz zum glücklichen Pokalerfolg diesmal konsequent ausnutzten. "Du hättest die Zuschauer nach dem 2:0 nach Hause schicken können", meinte Hasenhüttl.

Jupp ist da

Drei Wochen Arbeit und fünf Pflichtspielsiege in Folge haben ausgereicht, um die Münchner Fußballwelt wieder rosarot zu zeichnen. Erster in der Liga, weiter im Pokal – und am Dienstag könnte in Glasgow gegen Celtic der Achtelfinaleinzug in der Champions League folgen.

"Seit Jupp da ist, haben wir alles gewonnen. Wir haben maximalen Erfolg", bemerkte auch Robben verblüfft. Der eigentliche "Wahnsinn" aber sei, dass man in nur drei Ligaspielen acht Punkte auf den vor Heynckes' Rückkehr schon enteilten BVB gutmachen konnte. "Nach fünf Punkten Rückstand stehen wir jetzt mit drei Punkten Vorsprung oben", rechnete Robben vor.

Heynckes sah am Samstag sogar wohlwollend über den lahmen Bayern-Auftritt in der zweiten Hälfte hinweg. "Wir haben das Spiel sehr clever nach Hause gebracht", lobte der Erfolgscoach seine Spieler um David Alaba.

Dessen Landsmann, Leipzig-Profi Marcel Sabitzer, ärgerte sich über die frühe Unterzahl. "Ich würde gegen Bayern auch gerne einmal ein Spiel Elf gegen Elf sehen", sagte der ÖFB-Teamspieler. Leipzig beendete drei von vier Partien gegen Bayern numerisch geschwächt.

Vorbild aus Hamburg

Mit anderen Problemen hat derzeit der 1. FC Köln zu kämpfen. Der Club von Trainer Peter Stöger hält nach dem 1:2 in Leverkusen nur bei zwei Punkten aus zehn Runden. "Ich könnte jetzt sagen: Wenn der HSV das geschafft hat, können wir es auch schaffen. Aber für uns wird es noch schwieriger. Der HSV war im Abstiegskampf erprobt, hat es immer wieder geschafft, sich zu retten und darin eine Qualität entwickelt. Für uns ist es eine neue Situation", meinte der Wiener. In der vergangenen Saison hatte der Hamburger SV ebenfalls zwei Punkte aus zehn Spielen auf dem Konto – und rettete sich am Ende, ohne durch die Relegation zu müssen.

Um dies ebenfalls zu schaffen, muss sich bei den Kölnern schleunigst einiges ändern. "Du bist immer relativ nahe dran, und es gelingt nicht. Das geht schon an die Psyche. Da kommt die geballte Geschichte zusammen. Da kannst du schon irgendwann anfangen zu zweifeln. Das Schwierige ist: Es fehlt immer ein bisschen. Und dadurch fehlt am Ende ziemlich viel", resümierte Stöger. (APA, 29.10.2017)