Bild nicht mehr verfügbar.

Anthony Joshua besiegte in der Nacht auf Sonntag im walisischen Cardiff den Franzosen Carlos Takam durch technischen K.o. in der 10. Runde.

Foto: Action Images via Reuters / ANDREW COULDRIDGE

Cardiff – Blut und Schweiß aus der Ringschlacht von Cardiff waren längst fortgespült, da verschränkte Anthony Joshua frisch geduscht die Arme und zog einen Schlussstrich unter die hitzige Diskussion um das vorzeitige Ende seiner erfolgreichen Titelverteidigung.

"Sein Cut war tief. Meine Hose und Schuhe waren weiß, jetzt sind sie pink von all dem Blut", sagte der britische Schwergewichtsboxer im Anschluss an den umstrittenen Sieg nach technischem K.o. im WM-Kampf gegen Carlos Takam: "Die Leute wollten ihn bewusstlos sehen, ich habe es auch versucht. Aber es ist der Job des Ringrichters, dafür zu sorgen, dass der Kämpfer den nächsten Tag erlebt."

Unangenehm und zäh

Nach einem Schlaghagel in der zehnten Runde hatte Ringrichter Phil Edwards (Großbritannien) den Kampf vorzeitig abgebrochen, Joshua hatte auf den Zetteln der Punktrichter ohnehin weit in Führung gelegen. Der 36-jährige Takam, der kurzfristig für den verletzten Bulgaren Kubrat Pulew eingesprungen war, breitete dennoch fragend die Arme aus und fühlte sich um die Siegchance gebracht. "Sie hätten den Kampf nicht stoppen sollen", sagte der aus Kamerun stammende Franzose.

Vor 78.000 Zuschauern im ausverkauften Principality Stadium in Cardiff hatte sich Takam als unangenehmer und zäher Gegner erwiesen. Joshua hatte ihm vor dem Kampf bereits einen "Zement-Kopf" attestiert. Den bekam der Champion auch zu spüren. Bei einem unabsichtlichem Kopfstoß seines Kontrahenten in der zweiten Runde zog sich Joshua eine blutige Nase zu, ließ sich davon aber nicht beeindrucken. "Vielleicht ist sie gebrochen, dann lasse ich sie mir richten. Und dann gehts weiter", sagte er nach dem Fight.

Wunde und Pläne

Dramatisch wurde es ab Runde vier, als Linksausleger Joshua in die Offensive ging und seinem Gegner eine Platzwunde über dem rechten Auge zufügte. Takam wehrte sich nach Kräften, ehe Edwards nach mehreren Wirkungstreffern auf die blutende Wunde einschritt. Takam forderte unmittelbar nach der Niederlage einen Rückkampf, doch die Chancen dafür stehen schlecht.

Joshua, der die Gürtel der Verbände IBF und WBA trägt, und sein Promoter Eddie Hearn haben nach dem 20. K.o. im 20. Profikampf andere Pläne. Drei Kämpfe soll der 28-Jährige nach Hearns Wunsch im kommenden Jahr bestreiten. Neben der Pflichtverteidigung des WBA-Titels gelten WBO-Champion Joseph Parker (Neuseeland) und WBC-Titelträger Deontay Wilder (USA), der seinen Gürtel am kommenden Samstag gegen Ex-Weltmeister Bermane Stiverne (Kanada) verteidigt, als Wunschgegner.

Hearn träumt von der Titelvereinigung. Und von neuen Vermarktungsmöglichkeiten. Joshua, der alle seine Profikämpfe in Großbritannien bestritt, soll zeitnah im Ausland in den Ring steigen. "Er ist in der Lage, überall zu kämpfen. Wir brauchen einen klaren Plan, um den nächsten Schritt zu machen", sagte Hearn.

Dabei hat der 38 Jahre alte Box-Manager einen Namen stets in Gedanken. "Ich möchte ein Comeback von Tyson Fury sehen", sagte Hearn: "Ich kann ihm dabei helfen, wieder der Alte zu werden, und ihn dort hinbringen, dass er bereit ist für einen Kampf gegen Anthony Joshua." (sid, 29.10.2017)