Rapid hat seit dem 13. August so oft im Happel-Stadion gewonnen wie die Austria: zwei Mal.

Foto: APA/EXPA/THOMAS HAUMER

Nicht unwahrscheinlich, dass entweder Austria-Trainer Thorsten Fink (li) oder Sturm-Coach Franco Foda neuer ÖFB-Teamchef wird, wobei Letzterer in der Favoritenrolle sein dürfte.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Wien – Philipp Schobesberger dürfte seine Derby-Höhepunkte bereits hinter sich haben, was für einen 23-Jährigen irgendwie bitter ist. Innert vier Tagen hat der wieselflinke Rapidler gleich zweimal die Austria erledigt. Am Sonntag traf er in der Liga zum 1:0 (erstes Kopftor in seinem Profileben), am Mittwochabend erzielte er das 2:1 im Achtelfinale des Cups. Er zirkelte einen Freistoß ins Kreuzeck, normalerweise ist Schobesberger bei Standards maximal die dritte Wahl.

Bei Rapid scheint momentan alles zu klappen, völlig wurscht, wie gut oder schlecht die Mannschaft kickt. "Weil wir Selbstvertrauen haben", sagte Schobersberger, dessen Vertrag im Sommer endet. Rapid möchte unbedingt vorzeitig und langfristig verlängern, der Begehrte ziert sich aber, begabte österreichische Fußballer streben ins Ausland.

Bittere Niederlage für Violett

"Die Austria hat uns alles, alles abverlangt, Kompliment", sagte Rapids Trainer Goran Djuricin. Dafür konnte sich Kollege Thorsten Fink nichts kaufen, die vierte Niederlage in Serie war speziell bitter, die Austria war das bessere, aktivere Team. Fink trug das Leid, die Ungerechtigkeit mit Würde, in den beiden Derbys wurden der Austria drei relativ klare Elfer vorenthalten. "Was soll ich tun?" Er hatte die Schiedsrichter Schörgenhofer beziehungsweise Lechner auf ihre Fehler aufmerksam gemacht. "Ich war mit meiner Kritik nie unter der Gürtellinie." Sorgen um die Austria hat er keine. "Wer so eine Leistung abrufen kann, steckt in keiner Krise."

Fink gilt als Kandidat für den Teamchefposten. Das ÖFB-Präsidium entscheidet am Montag über die Nachfolge von Marcel Koller, der übrigens jeden Tag brav ins Büro kommt. Sportdirektor Peter Schöttel wird seinen Favoriten vorschlagen, bekommt der die Mehrheit an Stimmen (insgesamt 13), ist er es. Falls nicht, nennt Schöttel einen zweiten Namen.

Foda Favorit auf Teamchefposten

Die Taskforce, bestehend aus ÖFB-Präsident Leo Windtner, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer und den ÖFB-Direktoren Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer, gibt keine Wasserstandsmeldungen ab. Auch die neun Landesverbandspräsidenten üben sich in Zurückhaltung, das hätten sie früher tun sollen. Momentan scheint Sturm-Coach Franco Foda Favorit zu sein.

Spontane Präsidiumssitzung in Graz

Die Grazer haben am Mittwoch spontan eine Präsidiumssitzung einberufen, es könnte dabei um die Ablöseforderungen an den ÖFB gegangen sein. Schließlich hat Foda einen Vertrag bis 2019. Es ist nicht einmal ein offenes Geheimnis, dass Foda der Teamchefposten taugen würde. Ein Konkurrent dürfte Markus Weinzierl sein. Fink ist der dritte gehandelte Deutsche. Allerdings sitzt Kraetschmer nach wie vor in der Taskforce. Was eher gegen Fink spricht, denn in diesem Fall müsste Kraetschmer seine eigene Abfindung ausverhandeln. Fix scheint, dass Andreas Herzog weiter warten muss, vielleicht klappt es ja beim fünften Mal.

Djuricins Problem mit der Abschlussprüfung

Rapids Djuricin stand auf keiner Liste, erfreut sich der Tatsache, "dass wir nun die Nummer eins in Wien sind. Das ist ein Geschenk an unsere Fans." Vor einigen Monaten sei man noch von Selbstzweifeln geplagt gewesen, habe enge Partien meist verloren. "Die Zeiten ändern sich. Warum, darüber könnte man stundenlang philosophieren." Die Konzentration gelte dem Samstag, dem Heimspiel gegen die starke Admira. Es sei auszuschließen, "dass wir sie wegschießen".

Fink tritt am Samstag beim LASK an. Er geht davon aus, dass der Austria keine drei Elfer vorenthalten werden. Schobesberger glaubt, "dass ich nie wieder innerhalb von vier Tagen zwei Siegestore gegen die Austria schieße". Beides klingt realistisch. (Christian Hackl, 26.10.2017)