Nina Proll bei der Romy-Verleihung im vergangenen April.

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Wien – Die Debatte über sexuelle Belästigungen und Übergriffe in der Film- und Medienbranche hat nun auch Österreich erreicht. Im Wochenmagazin "Woman" berichteten mehrere österreichische Schauspielerinnen, darunter Maria Köstlinger, Kristina Sprenger, Susanne Hirschler, Petra Morzé und Julia Cencig sowie Moderatorin Arabella Kiesbauer, Puls-4-Infochefin Corinna Milborn und Musicaldarstellerin Marjan Shaki von ihren Erlebnissen bezüglich sexueller Belästigungen. Einhelliger Tenor: Wer sich nicht "willig" zeige, laufe Gefahr, nicht mehr gebucht, jedenfalls aber für den Moment erniedrigt zu werden.

In der Folge schaltete sich mit Nina Proll eine weitere österreichische Schauspielerin ein. Köstlingers Kollegin aus der ORF-Serie "Vorstadtweiber" schrieb am Mittwoch in einem längeren Facebook-Eintrag, sie verstehe nicht, dass immer Feministinnen darauf bestehen würden, "dass Frauen Opfer sind". Sie selbst sei in 20 Jahren im Beruf nie belästigt worden und würde sich schämen "damit hausieren zu gehen". "Sexuelle Annäherungsversuche von Seiten eines Mannes" finde sie "grundsätzlich erfreulich".

Das Posting Prolls löste Empörung vor allem bei Frauen aus: Hanna Herbst, Vize-Chefin von "Vice Austria", und Nana Siebert, stellvertretende Chefredakteurin von "Woman", antworteten Proll öffentlich und versuchten, ihr unter anderem den Unterschied zwischen Flirten und Belästigung zu erklären.

Zustimmung für "furchtlose" Schauspielerin

Große Zustimmung erhielt Proll dagegen von Extremsportler Felix Baumgartner, der ihr Posting auf Facebook begeistert teilte und sich bei der für ihn "eloquenten und furchtlosen" Schauspielerin bedankte.

Proll selbst war am Mittwochabend in einem Folgeposting bemüht, sich zu erklären: Sie "habe nicht von Frauen gesprochen, denen tatsächlich Gewalt widerfahren ist, sondern von Schauspielerinnen, die behaupten, sie hätten Unzumutbares ertragen müssen, um Karriere zu machen". Das sei "etwas völlig anderes. Wie weit ich gehe, um eine Rolle zu bekommen, oder 'Karriere' zu machen, bleibt jeder Frau selbst überlassen", so Proll.

#metoo

Die Debatte war entflammt, nachdem dutzende US-Schauspielerinnen mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein an die Öffentlichkeit getreten waren. Seither wird gegen Weinstein auch wegen Vergewaltigung ermittelt.

In den sozialen Medien wird das Thema vor allem unter dem Hashtag #metoo diskutiert, den als erste die Schauspielerin Alyssa Milano verwendet hatte, um auch andere Frauen zu ermutigen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. (red, 26.10.2017)