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Lazio-Präsident Claudio Lotito legte am Dienstag, begleitet von den Spielern Felipe Anderson (Mitte) und Wallace, einen Kranz zum Gedenken and die Opfer des Holocaust vor Roms Großer Synagoge nieder.

Foto: ap/borgia

"Das ist keine Kurve, das ist nicht Fußball, das ist kein Sport. Raus mit den Antisemiten aus den Stadien", twitterte Ruth Dureghello, die Präsidentin der jüdischen Gemeinde Roms.

Rom – Als Reaktion auf antisemitische Aufkleber, die Lazio-Fans am Sonntag im Olympiastadion von Rom hinterlassen haben, wird es in allen Fußball-Ligen Italiens bei den nächsten Spielen eine Schweigeminute mit der Lesung einer Passage aus dem Tagebuch von Anne Frank geben. Das teilte der Italienische Fußball-Verband (FIGC) am Dienstag mit.

Mit der Schweigeminute solle die jüngste Episode von Anti-Semitismus verurteilt und weiter an den Holocaust erinnert werden, hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes. Das Tagebuch von Anne Frank, die 15-jährig im Konzentrationslager von Bergen-Belsen ermordet wurde, ist eines der wichtigsten Werke der Holocaust-Literatur.

Die im Olympiastadion aufgefundenen Aufkleber zeigen Frank im Trikot von AS Roma. Außerdem wurden von Lazio-Fans antisemitische Slogans hinterlassen. Die Anhänger der Himmelblauen fallen immer wieder mit rassistischen Parolen aus der Rolle.

Der FIGC hat auch eine Untersuchung gegen Lazio eingeleitet. Die berüchtigte Curva Nord war nach rassistischen Gesängen gegen zwei dunkelhäutige Spieler von Sassuolo zuletzt schon gesperrt worden. Nun drohen weitere Sanktionen und eine hohe Geldstrafe. Die Polizei hat ebenfalls Ermittlungen aufgenommen. FIGC-Präsident Carlo Tavecchio verurteilte die Aktion als "unsägliches Verhalten".

Aufgrund der Sperre der Heimkurve hatte Lazio seinen Anhängern für das Spiel der Serie A gegen Cagliari die der Roma "gehörende" Südkurve geöffnet – unter Umgehung der Sanktion des Sportgerichts. Dort hinterließen die Unbelehrbaren dann ihre Aufkleber, neben jenem mit Frank etwa auch einen mit der Aufschrift "Romanista ebreo". Sie sollten die Roma-Ultras, dessen hartem Kern Antisemitismus ebenfalls nicht fremd ist, provoziert werden. Die Hinterlassenschaft wurde zwar von der Putzmannschaft rasch entfernt – sorgte aber trotzdem für Empörung.

Lazio-Präsident Claudio Lotito kündigte derweil an, dass künftig 200 junge Fans jedes Jahr das Konzentrationslager Auschwitz besuchen sollen. "Die meisten unserer Fans sind gegen den Antisemitismus", sagte Lotito.

Italiens Spitzenpolitik verurteilte die Vorfälle aufs Schärfste. Premierminister Paolo Gentiloni betonte, dass die "unglaubliche" und "nicht akzeptable" Tat nicht "kleingeredet" werden dürfe. Staatspräsident Sergio Mattarella ergänzte mit dem Hinweis auf Anne Frank: "Ihr Bild als Beleidigung und Drohung zu verwenden (...) ist erschreckend für unser Land, das vor 80 Jahren unter der Grausamkeit des Antisemitismus litt." (APA/sid/Reuters/red – 24.10. 2017)