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Die Menge der Kinder in einer Familie wird unter anderem davon bestimmt, ob auch die Großelterngeneration im Haus lebt. Im Unterschied zu früheren Annahmen wirkt sich dies jedoch negativ auf die Kinderzahl aus.

Foto: APA/EPA/ADRIAN BRADSHAW

Wien – Die Anzahl der Kinder, die von Frauen im Schnitt geboren werden, hängt von vielen Faktoren ab. Wie Demografen um Wolfgang Lutz gezeigt haben, besteht im weltweiten Vergleich etwa ein starker Zusammenhang mit der Bildung der Frauen: je höher der Bildungsabschluss, desto weniger Kinder.

Bessere Betreuung durch (Schwieger-)Mutter?

Evolutionsbiologen gingen bisher eher davon aus, dass die Anwesenheit einer Mutter oder Schwiegermutter im Haushalt dazu führen dürfte, dass eine Frau mehr Kinder bekommt – und die Großmutter damit mehr Enkel. Martin Fieder und sein Team vom Department für Anthropologie der Uni Wien haben diese Annahme einer neuerlichen Prüfung unterzogen – und konnten die Hypothese nun auf Basis von Daten von 2,5 Millionen Frauen aus 14 Ländern widerlegen.

Bei der genauen Datenanalyse, die im Fachblatt "Royal Society Open Science" veröffentlicht wurde, stellte sich heraus, dass die meisten Frauen weder mit ihrer eigenen Mutter noch mit der Schwiegermutter in einem Haushalt lebten. "Und falls sie es dennoch taten, hatten sie im Schnitt sogar weniger Kinder als Frauen, die nur mit ihrem Partner zusammenlebten", resümiert der Evolutionsdemograf.

Zwei vermutete Erklärungen

Er nimmt an, dass zwei Faktoren für dieses Ergebnis ausschlaggebend sind: nämlich erstens Fortpflanzungskonkurrenz und zweitens Konkurrenz um Ressourcen zwischen den Frauen in den Familien. Eine Konkurrenz um Ressourcen sei auch deshalb sehr wahrscheinlich, da Daten aus einigen Entwicklungsländern in die Analysen eingeflossen sind. Die Fortpflanzungskonkurrenz wiederum werde in jenen Haushalten schlagend, deren Großmütter besonders jung sind. (tasch, 25.10.2017)