Niki-Fans müssen sich nun wohl bald umgewöhnen.

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Wien- Niki Lauda schwante schon lange, dass sein Vorname vom Himmel fallen könnte. "Schmerzhaft", kommentierte der Airline-Gründer die Aussicht, noch ehe er – am Ende erfolglos – ins Bieterrennen um Filetstücke der insolventen Air Berlin eingestiegen ist.

Jetzt ist der Zeitpunkt wohl bald gekommen. Anfang 2018 könnte es so weit sein, sagte der Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings, Thorsten Dirks in Wien. Eurowings will laut Dirks bei der Integration der erworbenen Air-Berlin-Töchter Niki mit ihren 870 Mitarbeitern und der Luftfahrtgesellschaft Walter mit 830 Mitarbeitern kräftig aufs Gas steigen. Vorausgesetzt, die EU-Kartellbehörde segnen den Deal ab.

Strenge Prüfung

Experten rechnen mit strenger Prüfung. Auch die heimische Wettbewerbsbehörde befürchtet eine drohende Dominanz auf vielen Strecken von und nach Wien. Ende des Jahres könnte und sollte es soweit sein, so der Lufthansa-Vorstand, länger würde die Liquidität der Airlines nicht reichen. "Wenn das Verfahren länger dauert als angenommen, ist Niki pleite." Wobei es hier um wichtige Nuancen geht, wie Dirks klargestellt haben will: "Wir lassen sie nicht pleite gehen. Die Entscheidung liegt bei der Kartellbehörde." Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Dienstagabend schrieb, könnte es da ein wenig hapern: Sie zitierte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit den Worten, dass die Lufthansa wohl einige Strecken abgeben müsste, die sie mit Air Berlin und Niki übernehmen würde.

Geneigt ist man aber nicht, sich allzu viele der wertvollen Slots und Landerechte abluchsen zu lassen. Direkt formuliert Dirks das so: "Ob ich die Auflagen annehme, ist eine unternehmerische Entscheidung." Dass die finanziellen Mittel für Niki nicht versiegen, dafür habe der Masseverwalter Sorge zu tragen. Mit einem Teil des Kaufpreises von 210 Millionen Euro, der dafür zur Verfügung stehe, sei die Lufthansa in Vorleistung gegangen. Tritt der Fall ein, dass aus dem Deal doch nichts wird, sind die Millionen perdu.

Gesellschaft bleibt

Was die Zukunftspläne für Niki betrifft, so ist vieles noch nicht spruchreif. Wie viele Flugzeuge und Mitarbeiter künftig in Wien stationiert und wie Niki positioniert werden soll, sagt Dirks noch nicht. Sicher ist, dass Niki als eigene Gesellschaft mit dem gültigen Kollektivvertrag erhalten bleibt. Der KV könnte, geht es nach Eurowings-Europe-Geschäftsführer Dieter Watzak-Helmer auch als Vorbild für ein entsprechendes Eurowings-Regelwerk, das noch aussteht, dienen. Wenig Freude hat mit dieser Variante die Gewerkschaft, denn die Gehaltsunterschiede fallen mit grob gerechneten 15 Prozent ins Gewicht. Der Verhandlungsspielraum ist angesichts der mit der Air-Berlin-Pleite am Markt verfügbaren Kräfte aber wohl gering.

Auch für das große Ganze gibt es einen Plan, auch wenn der Beweis, dass die Strategie aufgeht, erst erbracht werden muss. Nach dem Closing will Eurowings "sehr schnell ein eigenes Flugprogramm auflegen" und "so schnell wie möglich" Strecken und Programm von Niki unter der Marke Eurowings vermarkten. Abgestimmt mit den anderen Töchtern versichert AUA-Specher Peter Thier.

Flixbus der Lüfte

Am Ende soll Eurowings zu einem "Flixbus der Lüfte" werden, als Dach für die "Billigangebote" mit Steuerungszentrale in Köln, und zuliefernden Firmen mit Crews und Flugbetrieb. Die Premiummarken AUA, Swiss und Lufthansa sollen im Kranichreich erhalten bleiben. Auch Brussels Airlines habe derzeit mit ihrer Nische Langstreckenflüge, insbesondere nach Afrika, eine so starken Marke, dass eine Änderung derzeit wohl keinen Sinn mache. Kurzfristig seien dank der Eurowings-Plattformidee weitere Flugbetriebe einzubinden, ist der Lufthansa-Mann überzeugt. Durch Anmietung von Flugzeugen samt Personal bis zu ganzen Fluglinien. Noch hat eine solche nicht angebissen. Angesichts der Konsolidierung in der Branche ist das aber vielleicht nur noch eine Frage der Zeit. (Regina Bruckner, 24.10.2017)