Die Lernformen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, die Schulbauten aber nicht immer.

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"Ein Kind hat drei Lehrer: Der erste Lehrer sind die anderen Kinder, der zweite Lehrer ist der Lehrer, und der dritte Lehrer ist der Raum", lautet eine Schulweisheit. Und obwohl in der Fachwelt Konsens über die Bedeutung der Gestaltung von Lernräumen herrscht, ist das Thema Bildungsbau in der Aus- und Weiterbildung von Architekten nach wie vor unterrepräsentiert.

Schulen werden in Österreich nach Richtlinien, die zum Teil über 20 Jahre alt sind, gebaut. Moderne Lernformen, die Möglichkeiten der Digitalisierung aber auch die Anforderungen an Ganztagsschulen werden dabei wenig berücksichtigt. Viele Schulen bestehen noch immer aus einer Anzahl gleicher Räume, großzügigen Treppenhäusern mit weiträumigen Gängen, deren Freiflächen aber kaum genutzt werden.

Vorbildliche Bauten

Mit dem Award Bessere Lernwelten, von der damaligen Bildungsministerin 2013 erstmals ausgelobt wurde, sollten Projekte, "die baukulturelle und pädagogische Qualitäten vorbildlich miteinander vereinen", ausgezeichnet werden. Der Preis sollte auch die Diskussion über die räumliche Gestaltung des Lehr- und Lernalltags an den Schulen anregen. Er wurde bisher aber nur einmal vergeben.

In den kommenden Jahren werden in Europa voraussichtlich mehr als hundert Milliarden Euro für Schul- und Bildungsbauten ausgegeben. Allein im deutschsprachigen Raum wird mit Investitionen von mehr als 67 Milliarden Euro bis 2030 gerechnet. "Bildungsbauten brauchen reale und digitale Lernräume, die auf einfache Weise flexibel sind und in denen die Pädagogik die Architektur mitgestaltet", sagt Eric Sidoroff von der Universität Innsbruck. "Für eine solche Zusammenarbeit fehlt allen Akteuren – den Verwaltungen, den Architekturbüros und Schulen – bisher das Know-how."

Neues Forschungsprojekt

Gemeinsam mit der Kunstuniversität Linz wurde das Forschungprojekt "Puls+" initiiert, das sich seit September diesem Bereich widmet. Im Rahmen der EU-Initiative "Erasmus+" wird es mit rund 330.000 Euro unterstützt. Im Zentrum des Projekts stehe die Pilotphase einer ein- bis zweijährigen universitären Fortbildung für schulische Profilbildung und Bauberatung in Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz, sagt Projektleiter Sidoroff.

"Das Besondere daran ist die Konzentration auf Sanierung und Umbau, die den Großteil des anstehenden Bauvolumens ausmachen", ergänzt Michael Zinner von der Kunstuniversität Linz. Zielgruppe dieses Vorhabens – und damit eingeladen zur Teilnahme an der Fortbildung – sind Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Forschung und Wirtschaft, die in den Bereichen Architektur, Pädagogik, Schulentwicklung und Verwaltungswissenschaft tätig sind. (ost, 25.10.2017)