Rund 40 Straßenkinder leben und lernen aktuell im von der Stadt Salzburg geförderten Schulheim "Upendo" in Singida in Tansania.

foto: städtepartnerschaft salzburg-singida

Salzburg – Alles begann mit der Künstlerfamilie des Salzburger Malers Willi Kaufmann. Die Kaufmanns "entdeckten" vor etwa vier Jahrzehnten die Stadt Singida und die gleichnamige Region im Herzen Tansanias. Die 150.000 Einwohner zählende Stadt und ihr Umland gehören zu den ärmsten Regionen des ostafrikanischen Staates. Die ländliche Bevölkerung lebt von Subsistenzwirtschaft und Viehhaltung. Das durchschnittliche Einkommen liegt bei umgerechnet 70 Euro pro Jahr und kann für knapp zwei Drittel der Bewohner die Grundbedürfnisse nicht sichern. Die Lebenserwartung beträgt 51 Jahre, die Alphabetisierungsrate 64 Prozent.

Aus den ersten kleinen Projekten der Familie Kaufmann entstand dann bereits 1984 die Städtepartnerschaft Salzburg – Singida; zeitgleich mit der Kooperation zwischen Salzburg und León in Nicaragua.

Busbahnhof

Was dann folgte, "ist eine echte Erfolgsstory", sagt die zuständige Magistratsbeamtin Martina Greil im STANDARD-Gespräch. Mit einem vergleichbar minimalen Mitteleinsatz konnten zahlreiche Hilfsprojekte realisiert werden. Exakt 36.300 Euro fließen aktuell in die Städtepartnerschaft. Bis 2020 gibt es mittelfristige Fördervereinbarungen. Dazu komme Geld von Sponsoren und privaten Spenden.

Begonnen habe man mit Infrastrukturbauten wie etwa einem neuen Busbahnhof, erzählt Greil. Aktuell sei der Betrieb des Waisen- und Straßenkinderheimes Upendo Home das größte Projekt.

Handwerk

Neben Unterkunft, Nahrung, medizinischer Betreuung und Zuwendung durch die Betreuer sei die Ausbildung ein wichtiger Bereich, ergänzt die Salzburger Koordinatorin der Städtepartnerschaft, Judith Schröcksnadel.

Die Kinder besuchen öffentliche Schulen und hätten die Möglichkeit, ihre handwerklichen Fähigkeiten zu entwickeln. Dazu wurden Werkstätten errichtet, die durch ein Sozialprojekt einer Privatbank erhalten würden.

Ergänzt wird die Städtepartnerschaft durch eine Regionalkooperation, wo das Land Salzburg mit rund 60.000 Euro pro Jahr in der Region rund um den Zentralort Singida versucht, die Lebensbedingungen zu verbessern – nicht zuletzt bei der Wasserversorgung.

Doppelzüngige Neos

Die Städtepartnerschaft ist übrigens auch ein schönes Anschauungsbeispiel, wie weit Wahlkampf und politische Realität auseinanderklaffen können. Bei einer Wahlkampfdebatte auf Puls 4 Ende September hat sich Neos-Chef Matthias Strolz für Städtepartnerschaften starkgemacht. Frei nach dem Motto: Hilfsprojekte, um den Migrationsdruck zu lindern, um Fluchtursachen zu bekämpfen.

Sein Fußvolk will davon freilich nichts wissen: In Salzburg stimmten die Neos gemeinsam mit der FPÖ gegen die weitere Unterstützung der Städtepartnerschaft Salzburg – Singida. Die Stadt habe andere Aufgaben, als Entwicklungshilfe in Afrika zu leisten. (Thomas Neuhold, 24.10.2017)