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Rauch steigt bei Kirkuk auf, nachdem irakische Truppen mit Bomben die kurdischen Kämpfer verdrängt haben.

Foto: AP/Khalid Mohammed

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Kurdische Sicherheitskräfte ziehen sich von einem Checkpoint in Altun Kupri zurück.

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Kirkuk/Bagdad – Irakische Truppen und kurdische Peschmerga-Kämpfer haben sich im Norden des Landes schwere Gefechte geliefert. Iraks gemeinsames Operationskommando teilte am Freitag mit, Kräfte von Armee, Polizei und schiitischen Milizen hätten den Ort Altun Kopri/Pirde in der umstrittenen Provinz Kirkuk eingenommen. Die Kämpfe sollen drei Stunden gedauert haben. Dafür gab es zunächst keine unabhängige Bestätigung. Nach offiziellen kurdischen Angaben kamen bei den Gefechten etwa 30 Peschmerga-Kämpfer ums Leben.

Auch die Araber sollen hohe Verluste gehabt haben. Von ihrer Seite hieß es, die Kurden hätten das von Deutschland für den Kampf gegen den IS gelieferte MIlan-Panzerabwehrsystem eingesetzt haben. Die Kurden ihrerseits beklagen, dass sie mit US-Waffen bekämpft werden.

Die irakischen Einheiten hätten die Landesflagge auf einem Verwaltungsgebäude in Altun Kopru hissen können, sagten Augenzeugen. Die Gegend liegt nur rund 50 Kilometer von Erbil entfernt, der Hauptstadt der Kurden im Nordirak.

Iraks Truppen hatten Anfang dieser Woche bereits große Gebiete eingenommen, die bisher unter Kontrolle der Peschmerga waren, darunter die ölreiche Provinz Kirkuk. Aus den meisten Orten zogen sich die Kurden ohne Widerstand zurück.

Kämpfer aus ölreicher Provinz verdrängen

Die irakischen Streitkräfte und mit ihnen verbündete schiitische Milizen hatten eine Offensive gestartet, um Peschmerga-Kämpfer aus der ölreichen Provinz Kirkuk sowie aus den Provinzen Diyala und Ninive zu verdrängen. Es gab zwar vereinzelt Gefechte, meist zogen sich die Peschmerga aber auf Grundlage einer Vereinbarung einiger kurdischer Anführer mit Bagdad zurück.

Die Spannungen zwischen Bagdad und der kurdischen Regionalregierung waren nach dem Referendum der Kurden vom 25. September eskaliert. Die Kurden hatten dabei fast geschlossen für eine Unabhängigkeit gestimmt.

Wiederaufnahme von Peschmerga-Ausbildung

Vor der Eskalation am Freitag machte die deutsche Bundeswehr eine Beruhigung der Lage im Nordirak aus und wollte deshalb das Training kurdischer Sicherheitskräfte in den kommenden Tagen fortsetzen. "Wenn sich keine gravierende Lageänderung ergibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Ausbildung am Sonntag wiederaufgenommen wird", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Berlin.

Die Bundeswehr hatte das Training der kurdischen Peschmerga-Kämpfer am vergangenen Wochenende ausgesetzt, nachdem sich der Konflikt zwischen den Kurden und der Zentralregierung in Bagdad durch das kurdische Unabhängigkeitsreferendum im Nordirak verschärft hatte.

Die Deutschen sind mit rund 150 Soldaten in der Region, um den Kampf gegen die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) zu unterstützen. Deutschland lieferte in den vergangenen Jahren auch Waffen an die kurdischen Einheiten. (APA, Reuters, red 20.10.2017)