In Klagenfurt gibt es seit kurzem wandelbare Wohnungen.

Foto: Landeswohnbau Kärnten

Zwischen zwei Grundmodulen liegen je drei zusätzliche Zimmer.

Foto: Landeswohnbau Kärnten

Sogar die Freiflächen der neuen Anlage, die von der Landeswohnbau Kärnten errichtet wurde, sind an die Wohnungsgröße anpassbar.

Foto: Landeswohnbau Kärnten

Klagenfurt – Wenn die Kinder das Nest verlassen, bleibt viel ungenutzter Raum zurück – das ist in den meisten Familien so. Eine kleinere Wohnung wäre nun günstiger und auch leichter zu erhalten. Und auch im Alter ändern sich Lebensumstände und damit Wohnbedürfnisse. Brauchen ältere Menschen etwa eine 24-Stunden-Betreuung, wäre ein zusätzliches Zimmer für die Betreuungskraft praktisch.

Die ideale Lösung für das Problem: Wohnraum, der mitwächst und sich an die Bedürfnisse der Bewohner anpasst. Das hat man sich auch bei der Landeswohnbau Kärnten gedacht und ein modulares Wohnhaus geplant und (vom Land gefördert) errichtet; im September war die Schlüsselübergabe.

Wie das System funktioniert, erklärt Wolfgang Ruschitzka, Geschäftsführer der Landeswohnbau und Planer des Wohnhauses in der Klagenfurter Predilstraße: "Jede der zwölf Wohnungen besteht aus einem barrierefreien Grundmodul inklusive eines großen Wohnraums für Schlafen, Wohnen, Kochen und Essen, eines Badezimmers und eines Vorraums." Dieses Modul ist 40 Quadratmeter groß; es ist quasi die Standardausführung. Zwischen zwei Grundmodulen liegen jeweils drei einzelne Zimmer, die jeder der zwei Wohnungen zugeordnet werden können. Brauchen die Bewohner also mehr oder weniger Platz, können bis zu drei weitere Zimmer zur Wohnung hinzugefügt oder abgegeben werden.

Ohne Kostenaufwand

Der besondere Clou an der Sache: Von jedem der zwei Grundmodule aus können Strom und Heizung für jedes der optionalen Zimmer über bestehende Verteiler weg- oder dazugeschaltet werden. "Das funktioniert ganz ohne Kostenaufwand", erklärt Ruschitzka. Ein Bewohner verfügt also über ein Zimmer, der andere über vier, oder einer über zwei, der andere über drei. "Üblich sind eine Zwei- und eine Dreizimmerwohnung", so Ruschitzka.

Die Wohnungen trennt eine bewegliche Abstellraumeinheit in Trockenbauweise. "Das kann man sich wie einen Mauerschrank mit mobiler Trennwand vorstellen", so der Geschäftsführer. Auf vorgegebenen Schiebeelementen kann er in einem halben Tag und um wenige Hundert Euro versetzt werden. Übrig bleiben zwei in sich gut abgeschlossene Wohneinheiten.

Will ein Bewohner also Räume abgeben oder die Wohnung vergrößern, muss natürlich der Nachbar mitspielen – "so läuft es im Idealfall", sagt Ruschitzka. Haben die Bewohner nebenan allerdings keinen Bedarf, ihre Wohnsituation zu verändern, gibt es die Möglichkeit, dass mit Bewohnern aus anderen Stockwerken die Wohnung getauscht wird. "Dazu wurden alle Wohnungen von uns mit Einbauküchen ausgestattet", sagt Ruschitzka. So könne schnell und ohne Kompromisse das Stockwerk gewechselt werden, "weil keine großen Ablösen anfallen oder gar Küchen ein- bzw. ausgebaut werden müssen. Bei gleicher Ausstattung und gleichen Funktionen fällt Umziehen nicht schwer."

Anpassbares Wohnen

Bei der Landeswohnbau Kärnten ist man besonders stolz auf das gelungene Projekt, vor allem, weil diese anpassbare Wohnform in Zukunft viele Probleme lösen könnte. Eines davon ist der Wohnungsleerstand. "Wir haben teilweise sehr hohe Kosten zu tragen, weil große Wohnungen leer stehen. Bisher haben wir nur die Möglichkeit, abzuwarten, bis jemand kommt, der den Bedarf hat und sich eine große Wohnung auch leisten kann", sagt Ruschitzka.

Versuche, solche Wohnungen zu verkleinern, seien immer an komplizierten Umbauarbeiten gescheitert: "Die Versorgungsträger in den Mauern so zu entflechten, dass Kreisläufe hergestellt werden können, die je nach Wohnungsgröße abgerechnet werden, verursacht Umbaukosten, die fast so hoch sind wie ein Neubau." Die Schaffung von wandel- und anpassbarem Wohnraum sei bisher immer am Mietrechtsgesetz gescheitert. "Alles mit Verschiebungen von Wänden war problematisch, weil jede Wohneinheit ein abgeschlossener Teilbereich in einem Haus sein muss – mit Strom, Heizung und Wasser als fixen Bestandteilen", erklärt Ruschitzka.

Dass es die Möglichkeit gibt, Wohnungsgrößen zu verändern, werde dennoch nicht dazu führen, dass die Trennwände alle paar Jahre versetzt werden, glaubt der Geschäftsführer. "Vermutlich machen wir nur alle zwanzig bis dreißig Jahre davon Gebrauch." (Bernadette Redl, 21.10.2017)