Immer mehr Wohnungen sind dauerhaft dem "regulären" Mietwohnungsmarkt entzogen, weil sie als Kurzzeit-Apartments angeboten werden.

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Dass sich das boomende Geschäft mit Kurzzeitvermietungen stark auf den Wohnungsmarkt auswirkt und dort für steigende Preise sorgt, ist bekannt. Welche Rolle dabei die diversen Statistik-Portale, die teilweise von Airbnb selbst betrieben werden, spielt, hat sich nun Andrea Baidinger vom Kommunikationsberatungsunternehmen bauen wohnen immobilien im Auftrag des Maklernetzwerks Immobilienring (IR) näher angesehen.

Preise werden nach oben getrieben

Aufgrund der bereitgestellten Statistiken – etwa auf der Website airdna.co, auf der man sich kostenpflichtig anmelden muss, oder auch auf der kostenlosen Website insideairbnb.com – würden nämlich Investoren erkennen können, welche Potenziale bestimmte Städte und Regionen bieten. Sie können somit dort zu eigentlich überhöhten Preisen kaufen, mit der Vermietung über Airbnb und Co immer noch Gewinne machen – und die Eigentumspreise am jeweiligen Ort kräftig nach oben treiben.

Andreas G. Gressenbauer, IR-Vizepräsident und Makler in Salzburg, brachte in einem Pressegespräch am Dienstag in Wien ein Beispiel: In seiner Heimatstadt gebe es etwa ein Mehrparteienhaus, das über reguläre Langzeitvermietungen der darin befindlichen Wohnungen rund 50.000 Euro im Jahr erwirtschaften könne. Der Besitzer vermiete die Einheiten aber seit zwei Jahren nur über Airbnb und schaffe damit rund 85.000 Euro pro Jahr. Wegen der wesentlich höheren Rendite könne für das Haus damit ein Preis von 2,8 Millionen Euro anstatt von rund 1,6 Millionen Euro verlangt werden.

Eigene Service-Firmen als "Hausverwalter"

Weil über diverse Online-Portale beispielsweise auch Souterrain-Wohnungen vermietet werden können, die am regulären Mietwohnungsmarkt nicht angeboten werden dürften, erhöhe sich der Ertrag manches Hauses gleich einmal um 70 Prozent, so Gressenbauer. Dies alles bei nur sehr geringem Aufwand des Eigentümers; Erhaltungsmaßnahmen seien oft nicht notwendig.

Überdies gäbe es bereits eigene Serviceunternehmen, die dem Wohnungsanbieter die Arbeit, die beim Vermieten anfällt, abnehmen würden – vom Einrichten über das Putzen bis hin zum Umgang mit Nachbarn, die sich von der Kurzzeitvermietung in ihrem Haus gestört fühlen.

Laut einer Studie der TU Wien, die erst vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde (siehe unten), sind allein in Wien bereits 2000 Wohnungen dauerhaft dem Wohnungsmarkt entzogen, weil sie via Airbnb an Urlauber vermietet sind. Das entspricht einer von 420 Wohnungen oder 0,24 Prozent. In fünf Jahren könnten es bereits über 20.000 Wohnungen sein.

Sorge um Geschäft der Makler

In sehr vielen Fällen fungiert ein einziger Gastgeber für mehrere Wohnungen. "Das zeigt, dass diese kurzfristige Vermietung ein neues Business ist – es bringt weit mehr Ertrag als das herkömmliche Vermieten", so Spiegelfeld. Er verhehlt nicht, dass auch die Sorge um das Geschäftsmodell der heimischen Makler ein Antrieb für ihn ist, in der Causa aktiv zu werden: "Jede Wohnung, die regelmäßig und dauerhaft für Kurzzeitmieten angeboten wird, ist weg vom Wohnungsmarkt. Konsequent weitergedacht, fehlen diese künftig auch im Portfolio der Vermietungmakler."

Unter herkömmlichen Marktbedingungen hätte sich der Höhenflug der Immobilienpreise seiner Meinung nach schon seit 2014 abschwächen müssen, so der Wiener Immobilienunternehmer. Er fordert, dass über dieses Thema, diese "rechtlichen Grauzonen", die sich da auftun, "wenigstens geredet wird". Mit der Digitalisierung und dem Einsatz von Algorithmen für Investitionsentscheidungen verändere sich nämlich der Immobilienmarkt. "Wir brauchen dringend neue Spielregeln, damit es am Ende des Tages nicht ganz viele Verlierer gibt." (Martin Putschögl, 17.10.2017)