Graz – In großen Hühnerzuchtanlagen kann ein Befall der auszubrütenden Eier mit Keimen den Schlupferfolg deutlich reduzieren. Viele Großbrütereien begasen daher die zur Brut ausgewählten Eier vor als auch während der Brut mit Formaldehyd. Doch diese toxische Substanz kann Nebenwirkungen verursachen und birgt auch krebsauslösende Risiken. Forscher aus Graz haben nun eine Alternative entwickelt.

Die Forscher des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) suchen seit Jahren nach Wegen, schädliche Keime mit "Gegenspielern" aus der Natur zu bekämpfen. So sind sie bereits im Jahr 2009 einer Gruppe von antimikrobiell wirksamen Bakterien auf die Spur gekommen, die den steirischen Ölkürbis vor Fäulnis schützen, indem sie das Wachstum von Keimen hemmen.

Diese Hemmung basiert unter anderem auf der antimikrobiellen Wirkung von flüchtigen Verbindungen, die die pflanzenassoziierten Mikroorganismen produzieren. "Wir haben die flüchtigen Substanzen dieser Bakterien weiter erforscht, um herauszufinden, wie sie Pathogene so wirksam bekämpfen", sagte Institutsleiterin Gabriele Berg.

Wirksame Verbindungen

In den Untersuchungen wurden die Forscher vor allem auf Bakterien, die Substanzen der Klasse Pyrazin beinhalten, aufmerksam. Als diese flüchtige chemische Verbindung in Reinform auf Eierschalen aufgebracht wurde, beseitigte sie bis zu 99,6 Prozent der Keime, wie die Wissenschafter im Fachjournal "Scientific Reports" berichten. Das sei eine Dekontaminationsrate, die mit den Ergebnissen einer Formaldehyd-Begasung vergleichbar ist.

"Interessanterweise führen besonders niedrige Pyrazin-Konzentrationen zu einer positiven Mikrobiomverschiebung", sagte Berg. In Graz wurde die Substanz mittlerweile bereits im vorindustriellen Maßstab erfolgreich getestet. Dass die chemische Verbindung bei Zimmertemperatur flüssig ist, ist günstig – allerdings verflüchtigt sie sich sehr schnell. Nach ersten Tests im Labor muss sich die auf Mikroorganismen basierende Substanz jetzt aber auch noch im großen Maßstab bewähren. (APA, 17.10.2017)