Trotz drei Punkten war Goran Djuricin alles andere als rundum zufrieden.

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Der Rapid-Trainer befand, dass "Entschlossenheit und der richtige Biss" gefehlt hätten. Zudem müsse man auch mal "von außerhalb des Sechzehners hinschießen".

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St. Pölten-Trainer Oliver Lederer bleibt trotz Niederlage und heikler Lage optimistisch: "Am Ende des Tages werden wir lachen, davon bin ich überzeugt."

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Wien – Rapids 1:0-Sieg über St. Pölten hat Goran Djuricin glücklich, aber nicht wirklich zufrieden gemacht. "Heute war es von uns eine durchschnittlich gute Partie", meinte der Trainer, nachdem seine Kicker im Strafraum wieder teilweise fahrlässig agiert hatten. Wegen des leistungsgerechten Sieges überwog aber doch die Freude: "Ich jammere, glaube ich, auf einem hohen Niveau."

Dritter Ligasieg en suite

Rapid gewann am Samstag gegen gut geordnete Gäste das vierte Pflichtspiel in Serie und holte den dritten Sieg in der Meisterschaft nacheinander. Das überdeckte bei Trainer und Mannschaft letztlich alle Bedenken und kritischen Töne. "Drei Punkte sind da, der Rest jetzt im Nachhinein unter Anführungszeichen uninteressant", stellte Djuricin klar.

"Im Grunde genommen war es ein absolut verdienter Sieg. Wir haben genug Chancen gehabt", befand Kapitän Stefan Schwab. Für das langfristige Ziel, sich unter den Top Drei zu etablieren, sei der Erfolg gegen das Schlusslicht eminent wichtig gewesen. "Wir hinken noch hinterher von den Punkten, Salzburg hat wieder gewonnen", so der Mittelfeldspieler. "Am Anfang der Saison haben wir die Spiele nur unentschieden gespielt. Das gibt Selbstvertrauen", sagte Mario Sonnleitner.

Grün-weiße Selbstkritik

Dennoch, dem zweiten 1:0 nacheinander fehlte es an Strahlkraft. Auf Dauer, stellte Djuricin klar, dürfe man nicht so auftreten. "Wir wollen halt wirklich die Kugel immer ins Tor tragen. Ich glaube, dass es uns einmal guttun würde, von außerhalb des Sechzehners hinschießen", regte Djuricin an. "Wir schaffen es halt nicht, den Sack zuzumachen", konstatierte Schwab. "So haben wir zum Glück einen Tormann hinten drin, der einen Ball dann überragend hält", verwies er auf einen Kopfball von Dominik Hofbauer kurz vor Schluss, den Richard Strebinger abwehrte.

Djuricin fehlte die Entschlossenheit. "Wir haben Chancen kreiert, wir haben teilweise den Ball gut laufen lassen, aber die Entschlossenheit und der richtige Biss, das hat wirklich gefehlt heute." Das sei vor allem ein mentales Problem. "Ich denke, dass es immer schwer ist, gegen den Letzten zu spielen. Ich glaube, dass man das dann doch im Kopf hat: Man spielt zu Hause, vor vollem Haus, gegen den Letzten – das wird schon gehen irgendwie", sagte er in Gegenwart der Rapid-Legenden Antonin Panenka und Karl Brauneder.

Fragwürdiger Elfer

Relativ billig wäre es gewesen, in der 74. Minute durch einen höchst fragwürdigen Elfmeter auf 2:0 erhöhen, doch SKN-Goalie Christoph Riegler wehrte den Schuss von Thomas Murg ab. Eigentlich war Schwab als Schütze eingetragen gewesen. "Wenn ein Spieler sich gut fühlt, will den Elfmeter schießen und sagt schon vor dem Spiel, er möchte den Elfmeter schießen, dann brauchen wir nicht herumstreiten", erläuterte der Kapitän.

Positiv sei gewesen, dass ausgerechnet Joelinton, der zuletzt gegen Mattersburg nicht einmal im Kader gewesen war, das Goldtor erzielte. "So haben wir die erste Aufgabe erfüllt, dass ein Stürmer trifft", betonte Djuricin. "Deswegen haben wir unser Stürmertraining (mit U18-Trainer Zeljko Radovic/Anm.) ja angefangen. Ich denke schon, dass der Joe heute etwas sicherer war, auch wie er sich bewegt hat, wie er am Ball war."

Lob für starke Lederer-Elf

Komplimente hagelte es für St. Pölten. "Man erkennt schon die Handschrift von Oliver Lederer. Sie wollen Fußball spielen", sagte Schwab. "Sie waren sehr aggressiv", meinte Sonnleitner. "Vor allem die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, lässt uns hoffnungsvoll nach vorne blicken", gratulierte Lederer seiner Elf. "Meine Jungs sind viel besser, als sie in der Tabelle dastehen, und hätten heute einen Punkt verdient. Das hat der Strebi mit einer fantastischen Parade verhindert."

Seit Lederer am 13. September den Trainerposten von Jochen Fallmann übernommen hat, habe es nur eine Partie gegeben, in der die Leistung für ihn nicht in Ordnung war. "Das war gegen Sturm Graz (0:3)", meinte Lederer. "Ich glaube, es ist auch nachvollziehbar, dass ich nach vier Runden als Trainer beim SKN nicht aus vier Punkten Rückstand sieben Punkte Vorsprung machen kann."

"Wir sind nicht so weit weg"

Bei derzeit fünf Punkten Abstand zum Tabellenneunten Mattersburg ist die Situation für Lederer keineswegs aussichtslos. "Mit einem Sieg kann alles wieder ganz anders ausschauen. Wir sind nicht so weit weg, wie vielleicht der eine oder andere glaubt", erklärte der Ex-Rapidler. "Es ist ja das Schöne, dass wir abgeschrieben sind, weil am Ende des Tages werden wir lachen, davon bin ich überzeugt." (APA, 15.10.2017)