Ein paar zusätzliche TV-Treffen noch – und die Kandidaten würden ihre Konkurrenten virtuos parodieren können. Sebastian Kurz wäre als Christian Kern vortrefflich beim Thema "suspendierte Berater". Heinz-Christian Strache würde die FPÖ-Allergie bezüglich Brüssel geißeln. Dies dann im Stile von Ulrike Lunacek, die als Matthias Strolz motivierend wirken würde ("Packen wir's an!").

Allerdings: Nicht nur die Kandidaten kennen einander längst auswendig, auch der Wähler kennt die Duellanten. Geht es gemeinhin darum, seine Botschaften so oft zu platzieren, bis sie sich im Wähler festsetzen, führten die vielen TV-Talks zur Gefahr "Überdruss durch Überfluss an Phrasen".

Womöglich geht es in der finalen ORF-Jumborunde nur noch darum, dem Wähler nicht auf den Wecker zu gehen, was Kurz vorgibt zu verstehen: Alle seien wohl froh, "dass bald gewählt wird", entschlüpft es ihm, nachdem Kern gestanden hat: "Diesen Wahlkampf hätte man sich sparen können."

Wichtig? Strolz will Bildungswende. Strache Zuwanderungsstopp, Kurz will Sozialstaat sichern, Kern Arbeitslosigkeit halbieren, Lunacek forciert Klimaschutz. Anschließend Themenvertiefung. Und obwohl sich manch Statement unisono mitsprechen ließe, ist das Verweilen bei einem Thema produktiv.

Es herrscht Zuhördisziplin, fast jedoch hätte die Moderation Strolz (und sein Bildungsthema) übergangen. Wegen der Schlussrunde, in der sich jeder einen Partner für sein Projekt wünschen konnte. Das geht schief, da jeder seinen Schlussappell anbringt. Ja, der Phrasen sind genug gewechselt, ein Komet hat unlängst die Erde verfehlt, der Wahl steht also nichts mehr im Wege. Endlich. Treffen Sie Ihre Wahl! (Ljubiša Tošić, 12.10.2017)