Der Begriff "Mobbing" ist laut der Studie unter den Schülern in den letzten Jahren bekannter geworden.

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Graz – In steirischen Schulen ist Mobbing und Cybermobbing keine Ausnahmeerscheinung mehr. Mehr als 60 Prozent der Schüler ab der zweiten Klasse Volksschule und über alle Schulstufen hinweg haben Erfahrungen in der eigenen Klasse bzw. Schule gemacht, ergab eine Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer Steiermark. Die Arbeiterkammer will die Lehrerfortbildung forcieren und bietet Workshops für Schulklassen an.

Dass Grazer Meinungsforschungsinstitut "bmm" hat eine repräsentative Umfrage unter rund 1.000 steirischen Schülern ausgewertet. Dafür wurden persönliche Gespräche mit 104 Volksschülern, 380 Schülern der Unterstufe und 535 Oberstufenschülern geführt.

Demnach nutzt bereits jedes zweite Volksschulkind sowie rund 90 Prozent der Unterstufenschüler und nahezu jeder Schüler der Oberstufe soziale Netzwerke per Handy und Internet. Durchschnittlich verbringen steirische Schüler rund 2,8 Stunden am Tag mit dem Empfangen und Weiterleiten von elektronischer Information (Volksschüler: 0,8 Stunden). WhatsApp, Instagram, Snapchat und andere soziale Netzwerke würden es Kindern und Jugendlichen jedoch leicht machen, andere zu mobben, sagte bmm-Geschäftsführerin Claudia Brandstätter bei der Präsentation der Umfrageergebnisse am Donnerstag in Graz.

Begriff "Mobbing" wird bekannter

Laut den jüngsten Daten sei seit der vorherigen steirischen Umfrage im Jahr 2014 der Bekanntheitswert der Begriffe "Mobbing" und "Cybermobbing" gestiegen: "Über alle Altersgruppen hinweg kennen fast 95 Prozent diese Begriffe. 1988 waren es noch 88 Prozent", sagte Brandstätter. Schon in der Volksschule seien sie für mehr als 61 Prozent der Kinder bekannt. "Es ist aber nicht nur die Bekanntheit, sondern auch die Zahl jener, die dieses Verhalten in ihrer eigenen Klasse oder Schule bemerken, gestiegen – und zwar noch stärker als der Bekanntheitsgrad", hob die Meinungsforscherin hervor.

Die Wahrscheinlichkeit, von Mobbing in der eigenen Klasse oder Schule betroffen zu sein liege bei 64 Prozent. Dass andere Schüler im eigenen Umfeld gemobbt werden, hätten im Jahr 2014 rund 56 Prozent der Befragten bemerkt. "Mobbing gehört zum Schulalltag mehrheitlich dazu", resümierte Brandstätter. Und – was bedenklich stimmt – "nicht alle werden aktiv, wenn jemand gemobbt wird". Rund 62 Prozent hätten angegeben, dagegen etwas zu unternehmen.

Hohe Bedarf für Diskussionen an Schulen

132 betroffene Schüler der Unter- und Oberstufe haben auch beschrieben, welche Spuren das Mobbing bei ihnen hinterlassen hat: Sie fühlten sich verletzt, blamiert und gedemütigt (52 Prozent) und es mache sie aggressiv und wütend (22 Prozent). 33 Prozent gaben an, sich zurückgezogen zu haben. Rund 20 Prozent gaben an, nicht mehr so gut lernen zu können. Bei rund zehn Prozent hat Mobbing Angst und den Wunsch, die Schule zu wechseln, hervorgerufen.

Der Bedarf für offene Diskussionen zum Thema Mobbing und Cybermobbing in den Schulen sei hoch: Mehr als 75 Prozent der Befragten hätten sich das gewünscht, 71 Prozent sprachen sich laut Brandstätter für einen Kurs oder ein Unterrichtsfach zum Thema "Medienverhalten" aus.

"Die Unterstützung für Schüler, Lehrer und Eltern muss ausgebaut werden", resümierte der steirische Arbeiterkammerpräsident Josef Pesserl. Die Arbeiterkammer hat interessierte Lehrer am Donnerstag zu einer Weiterbildungsveranstaltung geladen. Ab November werde es unter dem Motto "Cybermobbing geht gar nicht" Spots in den steirischen Kinos geben. Schulen können bei der AK Steiermark ab sofort kostenlose Workshops für ganze Schulklassen reservieren. Informationen und Ratschläge, Literaturhinweise sowie Adressen für Beratung wurden zudem in einer kostenlosen Broschüre zusammengefasst. (APA, red, 12.10.2017)