Bild nicht mehr verfügbar.

Ab Donnerstag stehen 40 Millionen Aktien zum Verkauf.

Foto: Reuters/Leonhard Foeger

Wien – Die langjährige Zusammenarbeit zwischen Bawag PSK und Österreichischer Post AG steht vor dem Aus. Die Bank will das Abkommen, auf dessen Basis Bankdienstleistungen in Postfilialen geleistet werden, noch heuer kündigen, die Kooperation würde in dem Fall am 31. Dezember 2020 enden. Dieses Vorhaben, von dem der STANDARD bereits berichtet hat, erschließt sich aus dem Börsenprospekt der Bawag. Selbiger wurde am Mittwoch online veröffentlicht. Damit ist der Startschuss für den Börsengang (IPO) gefallen.

Zwei Wochen vor ihrem Börsegang krempelt die Bawag PSK ihr Bankberater-Geschäft um. Die Bank hat vor, sich bis Ende 2020 aus den Filialen der Österreichischen Post zurückziehen. Beitrag aus der ZiB um 17 Uhr.
ORF

Ab Donnerstag stehen 40 Millionen Aktien zum Verkauf, die US-Hedgefonds Cerberus und Golden Tree trennen sich von bis zu 38,4 Prozent ihrer Bawag-Beteiligung (derzeit 94 Prozent). Der Kaufpreis liegt zwischen 47 und 52 Euro je Aktie; die frühere Gewerkschaftsbank wird somit mit maximal 4,7 Milliarden Euro bewertet. Das entspricht dem 1,5-Fachen des Buchwerts, die Verkäufer könnten bis zu 2,1 Milliarden Euro erlösen. Am 25. Oktober soll die Bawag-Aktie erstmals an der Wiener Börse gehandelt werden.

Kurz zurück zur Post: Mit ihr streitet die Bawag seit langem, unter anderem auch vor einem Schiedsgericht. Die Post sei nicht auf einen Vorschlag zu Anpassungen des Kooperationsvertrags eingegangen, heißt es im Prospekt, und verlange um 15 bis 20 Millionen Euro mehr an Vergütung als vereinbart. Die Bank hofft noch auf eine Einigung, sollte die aber nicht gelingen, werde man den Vertrag, der eine Nachfrist von drei Jahren hat, kündigen. In dem Fall würde die Bank ihr eigenes Filialnetz ausbauen. Derzeit gibt es 359 Post-Bawag- und 74 Bawag-only-Geschäftsstellen.

Risiko drückt aufs Kapital

Über ihre von London aus geführten riskanten und profitablen Geschäfte wie sie etwa der Ankauf notleidender Kredite darstellt, hat die Bawag bisher nicht so gern gesprochen – im Börsenprospekt geht sie im Kapitel Risiko nolens volens darauf ein. Nach einer Vor-Ort-Prüfung mit dem Schwerpunkt Management des Kreditrisikos habe die Aufsichtsbehörde EZB im September "einige Mängel" festgestellt, die Auswirkungen auf die Eigenmittelquote habe. Konkret sei es um ein Ende 2015 gekauftes britisches und ein im Dezember 2016 erworbenes französisches Hypothekarkredit-Portfolio gegangen. Selbige habe man letztendlich neu einstufen müssen.

Die notwendigen Maßnahmen drücken das harte Kernkapital (CET1) um 1,02 Prozentpunkte nach unten. Und die Bank schließt die Verhängung einer Strafe durch die Aufsicht nicht aus. Die werde einen hohen zweistelligen Euro-Millionenbereich "nicht überschreiten". (Renate Graber, 11.10.2017)