Bei Kontrollen werden immer wieder Vergehen bei Entsendungen aufgedeckt.

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Wien – Heinz-Christian Strache hat in TV-Konfrontationen eine Beschränkung der Zuwanderung für Migranten aus Osteuropa gefordert. Als Grund nennt er den starken Zuzug, der zu Lohndumping führe und Österreicher um Jobs bringe. DER STANDARD hat sich angesehen, wie groß das Problem ist.

Tatsächlich war der Zuzug aus den neuen EU-Ländern deutlich größer als vor der Erweiterung von Ökonomen prognostiziert. Damals war mit einem stärkeren Aufholprozess der Ostländer gerechnet worden. Der Gedanke dahinter: Wenn sich die Lohnniveaus angleichen, sinkt der Anreiz auszuwandern. Doch nach der Finanzkrise haben sich viele osteuropäische Länder lange nicht erfangen. Wachstum und Lohnsteigerungen waren moderat.

Zwar hat sich auch Österreich wirtschaftlich mäßig entwickelt – die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren stark gestiegen –, dennoch kamen viele Osteuropäer. Die Zahl der Zuwanderer am Arbeitsmarkt hat sich bis August des laufenden Jahres auf 300.000 Personen addiert. Das entspricht ungefähr einer Verdoppelung in fünf Jahren.

Am stärksten hat es Ungarn nach Österreich gezogen. Auffällig ist, dass immer mehr Rumänen zuwandern. Sie stellen bereits die zweitgrößte Gruppe der Migranten aus der Region dar, gefolgt von Polen. Seit 2014 gibt es allerdings leichte Rückgänge bei der Zuwanderung. AMS-Chef Johannes Kopf erklärt das mit dem zuletzt wieder in Gang gekommenen Aufholprozess der einzelnen Länder. Tschechien, Ungarn und Rumänien haben niedrigere Arbeitslosenraten als Österreich.

Ungarn zieht es in die Gastronomie

Das AMS hat keine Daten, wie es mit der Qualifikation der Zuwanderer aussieht. Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat ihnen eine gute Ausbildung attestiert. Die Wirtschaft argumentiert, dass man die Migranten wegen des Fachkräftemangels dringend benötige.

Betrachtet man die Daten nach Branchen, wird ersichtlich, dass die Jobs nach Nationalitäten sehr unterschiedlich sind. Ungarn arbeiten zum größten Teil in der Gastronomie. Unter Rumänen sind die Gastronomie, der Handel und sonstige Dienstleistungen ungefähr gleich stark vertreten. Slowaken sind viel stärker im Gesundheitswesen tätig als andere Nationalitäten. Auffällig ist, dass in der Warenherstellung nur rund zehn Prozent der Leute aus den neuen EU-Ländern tätig sind.

Problem Entsendungen

Hinzu kommt, dass neben den Personen mit regulärem Job in Österreich noch eine große Zahl von Entsendungen stattfindet. Eine slowenische Baufirma erhält beispielsweise einen Auftrag in der Steiermark und schickt eigene Leute, bis das Projekt abgewickelt ist. Diese Personen sind von der Statistik nicht erfasst. Im Vorjahr gab es rund 170.000 solcher Entsendungen, wobei hier eine Person bei mehreren Tätigkeiten öfters gezählt werden kann.

Die Entsendung von ausländischen Arbeitnehmern sorgt nicht nur für Lohndruck, die öffentliche Hand 1,5 Milliarden bleibt auch auf Einnahmen sitzen. Die KMU Forschung Austria hat im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien berechnet, dass u.a. lohnbezogene Abgaben von 764 Millionen Euro entgehen und 535 Millionen Euro an höheren Arbeitslosengeldzahlungen anfallen. (Andreas Schnauder, 11.10.2017)