Strache: "Kurz hat als Integrationsminister versagt."

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Kurz: "Strache war oft früh dran, Probleme aufzuzeigen."

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Es hätte fast gemütlich werden können. Die Chefs von FPÖ und ÖVP, Heinz-Christian Strache und Sebastian Kurz, trafen sich bei Tarek Leitner zur ORF-Wahlkonfrontation, und Leitner fragte, ob da die künftige große Koalition bei ihm im Studio sei. Kurz betonte höflich wie ein Musterschüler, dass er Strache schon jahrelang kenne und nie "gröbere Probleme" mit anderen Politikern gehabt habe.

Doch sein Gegenüber gab gleich Vollgas. Strache wollte wohl den "kleinen Mann", der ihm am Vorabend im Duell mit Christian Kern streitig gemacht worden war, zurückholen. Seine erste Attacke war durchsichtig und übel. Er griff Kurz wegen der Großspender der ÖVP an, nicht ganz allgemein, sondern wegen genau eines Spenders: Georg Muzicant. Immer wieder ließ er den Namen fallen und sprach verschwörerisch von "Vernetzungen und Verstrickungen" der Familie. "Unredlich" fand das Kurz. Schwer zu glauben, dass Strache mit diesem Namen nicht Assoziationen mit den antisemitischen Ausritten Jörg Haiders auslösen wollte.

Ab da stritten sich die beiden und keiften teilweise so sehr aufeinander ein, dass Leitner seine Not hatte, Ruhe zu schaffen – wie ein Paartherapeut in einer völlig verfahrenen Ehekrise. Da stichelte Kurz, dass ihn Norbert Hofer anders als Strache als Kanzler schätzen würde, streute Salz in schlecht vernarbte Wunden Straches. Das dazugehörige Zitat hatte er sogar als Taferl vorbereitet. Da giftete Strache, dass er jederzeit einen Termin bei Viktor Orbán bekommen würde, ganz ohne Hilfe von Kurz. Der ÖVP-Chef warnte vor Rot-Blau, der FPÖ-Chef schloss genau das aus. Was blieb, war die Aussicht auf eine zankende große Koalition. Diesmal eine schwarz-blaue. (Colette M. Schmidt, 10.10.2017)