Foto: APA / AFP

A

Sie ist 1,73 Meter klein, hat Sommersprossen und abgeschorene Haare, auf ihrem linken Frontzahn trägt sie ein kleines Chanel-Logo. Die Britin Adwoa Aboah (hier bei der Miu-Miu-Show) ist kein 0815-Model – und ist genau deshalb erfolgreich. Sie hat die Online-Plattform "Gurls Talk", auf der es um Sexualität und Körperbilder geht, gegründet, redet öffentlich über Drogen und Depression und gilt als Best Friend von Cara Delevingne. Diese Freundschaft kommt nicht von ungefähr. Als Tochter von Charles Aboah and Camilla Lowther, die in der Modebranche tätig sind, gehört sie zur britischen Modearistokratie. Ganz so einfach war's dann aber doch nicht. Mit 21: erster Entzug in Arizona. Seither staubt die heute 25-Jährige einen Job nach dem anderen ab, im März landete sie neben Gigi Hadid und Co auf dem Cover der US-Vogue. Exzentrikerinnen dieser Art mag die Modebranche nicht erst seit Kate Moss.

Foto: Hersteller

B

Vom Stiefkind zum Liebkind: Die Bauchtasche war lange, lange in der Versenkung verschwunden, spätestens aber seit der Chanel-Couture-Show 2016 will das Lieblingsaccessoire des deutschen Touristen auf Stadtsafari (hier von Esprit) nicht mehr verschwinden. Ist auch irgendwie verständlich. Seitdem Karl Lagerfeld Models wie Bella Hadid wieder ungeniert Bauchtaschen umgebunden hat, ist klar: Diese Teile machen keine Wampe, sie sind alltagstauglich (ihr Füllvermögen umfasst Smartphone, Geldbeutel, Lippenstift) und sehen dabei auch noch lässig aus. Auch weil man die Bum-Bag in diesem Herbst nicht nur um die Hüfte, sondern schräg über der Schulter trägt. So besteht auch keine Verwechslungsgefahr mit deutschen Touristen. Die halten aus Angst, ihr Hab und Gut zu verlieren, an der Bauchbinde fest.

Foto: APA / AFP / Angela Weiss

C

Es gibt mindestens drei Gründe, in den kommenden Monaten Cowboystiefel zu tragen. Erstens: Der Designer Raf Simons hat in seiner ersten Kollektion für das amerikanische Label Calvin Klein dem Westernstiefel den roten Teppich ausgerollt. Zweitens: In der Verfilmung von Chris Kraus' Roman "I Love Dick" machte Kevin Bacon vor, welch verteufelt gute Kombination Cowboystiefel, Jeans und weißes T-Shirt sind. Und drittens gilt es den Beweis anzutreten, dass diese Stiefel nicht nur für Machomänner, die fest im Sattel sitzen, gemacht sind. Zugegebenermaßen braucht es für die langen Treter von Calvin Klein (Bild) das nötige Kleingeld. Aber bei Investitionen dieser Art darf man auch mal den Verstand ausknipsen. Auch wenn's schwerfällt.

Foto: APA / AFP / Patrick Kovarik

D

Die dicken Dinger galten schon im letzten Herbst als der heiße Scheiß, jetzt ist die übergroße Daunenjacke auch mainstreamtauglich. So mancher mag darüber das Näschen rümpfen. Vorteil aber ist: Jetzt hängen die XXL-Würste überall auf den Bügeln. Den Vogel schießt in dieser Saison in jedem Fall Rihanna ab. Sie hat für ihre Modekollektion Fenty für Puma ein orangefarbenes Modell entworfen, das auf der Straße seine Ampelfunktion erfüllen wird. Mit Signalfarben liegt nämlich gerade niemand falsch: Kobaltblau, Tomatenrot, Signalorange, Zitronengelb – wenn es derzeit eine modische Richtschnur gibt, dann sind das die gut gelaunten Kampagnen aus den 1980ern und 1990ern. Ein wenig Optimismus kann so kurz vor der Wahl nicht schaden.

Foto: Hersteller

E

Der Rollkragenpullover ist der modische Grüßaugust des Existenzialismus. Sobald die Blätter fallen, steht er verlässlich auf der Matte. Sein Vorteil ist: Er kann sich mit so ziemlich allen Kleidungsstücken an seiner Seite sehen lassen. Das tut er auch. Angesichts völliger Beliebigkeit in der Mode lässt sich der Rollkragenpullover sogar auf Kombinationen ein, die nur noch wenig mit dem schmallippigen Existenzialismus der 1940er- und 1950er-Jahre zu tun haben: Bei Chanel wird der geringelte Rolli unter Boucléjacken, bei Gucci zu Turbanen getragen. An dieser Light-Version des Existenzialismus darf man sich gut und gern ein Beispiel nehmen.

Foto: Hersteller

F

Farbe zu bekennen kann nie falsch sein. Das wissen Fußballfans seit eh und je. Modefans seit einiger Zeit auch: Fußballschals, jene um die Hälse geschlungenen Liebesbekenntnisse, haben in der Mode Hochkonjunktur. Die russische Trendnase Gosha Rubchinskiy zum Beispiel schlägt den Männern in diesem Herbst vor, Schals umzuwickeln, die genauso gut im Stadion funktionieren. Der Fairness halber muss ergänzt werden: So ein Schal sieht natürlich genauso gut an weiblichen Hälsen aus. Und weil man in der Mode für eine gewisse Flexibilität nicht aus der Fankurve geworfen wird, kann das heißen: heute Monki (links), morgen Gosha. Es geht nichts über Treueschwüre, die am nächsten Tag wieder über Bord geworfen werden können.

Foto: Hersteller

G

Kaum ein Buchstabe ist derzeit so begehrt wie das Gucci-G. Die einen tragen es als Gürtelschnalle in der Leibesmitte vor sich her, die anderen führen Handtaschen mit den beiden ineinander verschlungenen Gs spazieren. So erfährt jedes noch so unaufgeregte Outfit eine Aufwertung: Denn alles, was Gucci derzeit anfasst, wird zu Gold. Das abgedrehte Image des italienischen Modehauses weiß vor allem die junge Generation zu schätzen: Mehr als die Hälfte der Kunden von Gucci sind nach 1980 geboren. Dieses Wissen macht sich das Label zunutze. Seit kurzem kann man sich auch Kissen und Kaffeetassen von Gucci kaufen. Das bringt garantiert Exzentrik in die Ikea-Einrichtung.

Foto: Barts via Peek & Cloppenburg

H

Eine Armada von fast siebzig Models mit Baskenmützen – das Signal der Dior-Designerin Maria Grazia Chiuri war klar: Wenn Frau in diesem Herbst Hut trägt, dann Barrett (im Bild von Barts). Das hat Stefanie Sargnagel natürlich schon viel früher gewusst. Sie hat das rote Käppchen zu ihrem Markenzeichen gemacht. So wie sie und all die Französinnen an der Seine wollen wir die wollene Mütze demnächst auch tragen – als wärmendes Accessoire, angesiedelt irgendwo zwischen Wurschtigkeit und Eleganz. Gibt es für die Frau von Welt natürlich bei Dior und für alle anderen im Kaufhaus des Vertrauens. (Anne Feldkamp, RONDO Exklusiv, 23.10.2017)

Teil 2 des ABC folgt am Dienstag.


Weiterlesen:

Klobig und orthopädisch: Die heißesten Sneaker der Saison

Ellenlanges Versprechen: Das Comeback der Overknee-Stiefel

Tragende Rolle: Ins Netz gegangen