Sollten die Gespräche mit Easyjet platzen, müssten schnell neue Verhandlungen mit anderen Interessenten aufgenommen werden.

Foto: APA/DPA/Wolfgang Kumm

Berlin/London/Schwechat – Die Air Berlin kann aus eigenen Mitteln den Flugbetrieb nur noch bis Monatsende aufrechterhalten. "Ein eigenwirtschaftlicher Flugverkehr im eröffneten Insolvenzverfahren ist nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich", teilte das Unternehmen am Montag mit. Nach einem Verkauf von Konzernteilen könne in der Zeit bis zur kartellrechtlichen Genehmigung der Flugbetrieb aber im Rahmen von Leasingvereinbarungen fortgesetzt werden. Nicht betroffen sind Niki und die Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW), die beide nicht insolvent sind. Sie können weiterarbeiten.

Verhandlungen mit Easyjet drohen zu scheitern

Die Verhandlungen mit dem britischen Konkurrenten Easyjet über den Kauf von bis zu 30 Flugzeugen drohen unterdessen zu scheitern. Die "B.Z." berichtete am Sonntag unter Berufung auf Air-Berlin-Kreise, dass die Briten ihr ursprüngliches Angebot von rund 50 Millionen Euro reduziert haben.

Außerdem gebe es Streit um Landerechte in Düsseldorf und Berlin-Tegel mit der für andere Air-Berlin-Teile bietenden Lufthansa. Bei Air Berlin glaube man inzwischen nicht mehr daran, wie geplant am 12. Oktober unterschriftsreife Verträge mit Easyjet zu haben. Air Berlin und Easyjet wollten dazu keinen Kommentar abgeben.

Kurz vor Abschluss mit Lufthansa

Sollten die Gespräche mit Easyjet tatsächlich platzen, müssten Insidern zufolge schnell neue Verhandlungen mit anderen Interessenten aufgenommen werden, denn der Air Berlin droht das Geld für den Flugbetrieb auszugehen. Mit der Lufthansa stehe man dagegen kurz vor einem Vertragsabschluss, berichtete die Zeitung.

Klar ist bereits, dass sich viele Air-Berlin-Mitarbeiter nach einem neuen Job umsehen müssen. Ein Sozialplan soll die Härten mildern, die Gespräche darüber sollen am Montag beginnen, erfuhr die dpa aus Unternehmenskreisen. In einer internen Mitteilung der Personalabteilung und des Generalbevollmächtigten Frank Kebekus vom 5. Oktober heißt es, dass "eine Fortführung des Geschäftsbetriebs aufgrund der hohen Verluste, die derzeit und prognostiziert dauerhaft entstehen, unmöglich und unzulässig" sei. "Deshalb haben wir heute die Personalvertretungen und den Gesamtbetriebsrat der Air Berlin Luftverkehrs KG aufgefordert, Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan aufzunehmen."

Betriebsrat warnt vor Massenentlassungen

Der Betriebsrat hat schon einmal vor Massenentlassungen gewarnt: Rund 1.400 Beschäftigten beim Verwaltungs- und Bodenpersonal drohe die Kündigung, hieß es am Wochenende.

Die bisher zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft mit mehr als 8.000 Beschäftigten hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Air Berlin gehört auch die österreichische Fluglinie Niki, weswegen die geplante Übernahme durch die Lufthansa von den heimischen Wettbewerbshütern kritisch gesehen wird. Für einen Kauf von Niki hatte sich auch der Gründer der Fluglinie, der ehemalige Rennfahrer Niki Lauda, interessiert. (APA, 9.10.2017)