Theresa May bei ihrer von Beobachtern als misslungenen beschriebenen Rede beim Parteikongress am Mittwoch.

Foto: APA/AFP/OLI SCARFF

London – Nach den Forderungen aus den Reihen der britischen Konservativen nach einer Ablösung von Premierministerin Theresa May sind warnende Stimmen in ihrer Parlamentsfraktion laut geworden. Mays Kritiker sollten Ruhe geben und die Bühne verlassen, forderte die Parteivorsitzende in Schottland, Ruth Davidson, am Samstag. Sie wird selbst als potenzielle Nachfolgerin Mays gehandelt.

Die Partei müsse für Ordnung sorgen, zusammenrücken und sich immer wieder klarwerden, dass sie nur dem Land verpflichtet sei, sagte Davidson dem Sender BBC. Der Tory-Abgeordnete Nigel Evans warnte, die innerparteilichen Ränkespiele würden nur der EU bei den Brexit-Verhandlungen in die Hände spielen. EU-Unterhändler Michel Barnier und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker könnten die Gegensätze bei den Konservativen nutzen, um Großbritannien einen schlechteren Deal anzubieten.

Ex-Tory-Chef ruft zu Neuwahl der Führung auf

Am Freitag hatte der ehemalige Tory-Chef Grant Shapps an May appelliert, eine Neuwahl der Führung anzusetzen. Bis zu 30 Abgeordnete unterstützten dies. Er begründete seine Forderung mit der Wahlpleite im Juni, einer Unfähigkeit Mays, das Kabinett zu einen sowie einem schwachen Parteitag. Um eine Neuwahl der Parteispitze zu beantragen, müssten sich mindestens 48 konservative Abgeordnete finden.

Bisher profitiert May davon, dass es in der Partei niemanden zu geben scheint, der die Konservativen angesichts des bevorstehenden EU-Austritts einen könnte. Zudem sorgen sich viele Tories, dass nach Neuwahlen der Chef der Labour-Opposition, Jeremy Corbyn, Premierminister werden könnte.

Mays Autorität wurde durch die von ihr angesetzte Parlamentswahl untergraben, bei der ihre Partei unerwartet die absolute Mehrheit im Unterhaus verlor. Einen weiteren Rückschlag erlitt sie bei ihrer Rede auf dem Parteitag am Mittwoch. Wiederholt musste sie wegen Hustenanfällen unterbrechen. Während sie sprach, fielen Buchstaben aus dem hinter ihr an der Wand angebrachten Parteitagsmotto. Zudem überreichte ihr ein Komiker eine Entlassungsurkunde. (APA, 7.10.2017)